Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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den Auftrag, sieh nach Claus zu verfügen und die schnelle Voll 
ziehung des obigen Befehles zu bewerkstelligen. Die Brüder Storch 
entschlossen sich endlich, die Brücken wieder herzustellen und die 
Pässe zu öffnen; sie schrieben an den Burggrafen von Steyr, Herrn 
Georg v. Stubenberg, dass er eiligst Anstalten treffen sollte, dass 
seine Unterthanen ebenfalls ohne Verzug zum Brückenbau und zur 
Herstellung der Wege erscheinen möchten; aber Kamee hatte bereits 
seinen Entschluss geändert und gab den Plan, in Steiermark ein 
zurücken, gänzlich auf, weil er wahrscheinlich von den Anstalten 
des Erzherzogs Ferdinand Nachrichten erhalten hatte, welcher alle 
Pässe in Steiermark verrammeln und durch ein allgemeines Auf 
gebot die engen Steige in dem Gebirge stark besetzen Hess, um 
den Passauern alles weitere Vordringen ganz unmöglich zu machen. 
So standen die Sachen, als der Oberstlieutenant Stander, welcher 
vom Könige Mathias nach Oberösterreich abgeordnet wurde, um die 
Vertheidigungs- Anstalten zu ordnen und sich auf die Bitte der 
Stände zu Ramee begeben hatte, um ihn zu einem schleunigen 
Abzüge zu bereden, von Kirchdorf nach Linz zurück kam. Von 
ihm und von dem Freiherrn v. Schifer vernahmen die Stände, 
dass Ramee willens wäre, wieder nach Wels zurückzukehren und 
sich nach Böhmen zu begeben, doch forderte er von den Ständen 
neuerdings Begleitungs-Commissäre und erbot sich zu einem Schaden 
ersätze. Die Stände erklärten ihm aber in einem Schreiben vom 
4. Jänner 1611, dass sie ihm ohne ausdrücklichen Befehl des Königs 
keine Commissäre zu seinem Abzüge stellen könnten, wenn er gleich, 
seinem erneuerten Versprechen gemäss, auch Geisel nach Linz 
schickte; er sollte sich unterdessen nur drei Tage ruhig verhalten, 
denn der Herr Oberstlieutenant sei nach Wien gereist, um neue 
Verhaltungsbefehle einzuholen, werde aber nach der bestimmten 
Zeit sicher wieder zurückkommen. Sie erwarten von ihm. dass er 
sich mit seinen kaiserlichen Soldaten so betragen werde, — ,.dass 
er mehrers für einen Freund, denn für einen Feind zu halten sei, 
und hiedurch Ihre Königl. Mjst. mehrers zur Gnad als zur Ungnad 
bewegen möge“. 
In Linz war man unentschlossen, ob man dem Vorgeben 
Ramees, dass er nach Böhmen ziehen wolle, Glauben beimessen 
sollte oder nicht. Man befürchtete, er möchte sich vielleicht in 
Oberösterreich selbst festsetzen oder seinen Marsch plötzlich nach 
Niederösterreich und Mähren wenden. Um sich für jeden Fall 
keiner Saumseligkeit schuldig zu machen, befahlen die Stände, das 
allgemeine Aufgebot des Landes schärfer zu betreiben; Oberst
	        
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