Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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Das Heil unseres Landes schien nun einzig und allein darauf 
zu beruhen, dass dem Obersten Ramee der Pass bei Claus geöffnet 
und so sein Abzug nach Steiermark befördert würde; wäre er nur 
einmal aus dem Lande, so hielt man es nicht für schwer, ihm den 
Rückweg durch das Gebirge zu versperren und sich vor künftigen 
Leiden zu bewahren. Um dieses Ziel desto gewisser zu erreichen, 
erliess der Landeshauptmann am 30. December 1610 an den Propst 
von Spital und an die Brüder Storch einen Befehl, dass sie die 
abgeworfenen Brücken hersteilen und die versperrten Pässe in einen 
solchen Zustand versetzen sollten, damit Ramee mit seinen Truppen 
ohne weiteren Verzug seinen Marsch fortsetzen könnte; nach seinem 
Abzüge sollten sie nach Möglichkeit die Pässe unwandelbar machen, 
um ihm die Rückkehr abzuschneiden und für die fernere Sicherheit 
gehörig zu sorgen. 1 ) Der Propst von Spital und die Brüder Storch 
antworteten gleich am folgenden Tage dem Landeshauptmanne, dass 
sie die Pässe deswegen gesperrt hätten, weil sie vernommen haben, 
welch grossen Schaden die Passauer bei ihrem Durchzuge dem 
Landvolke zufügten; als letztere wirklich Gewalt brauchten, um sich 
durchzuschlagen, so hätten sich ihre Unterthanen nothwendig zur 
Gegenwehr stellen müssen. Es sei auch ein sonderbares Unternehmen, 
zur Winterszeit eine so grosse Anzahl Kriegsvolk durch enge 
Gebirgspässe führen zu wollen. Würde demselben gleich die Strasse 
bei Claus geöffnet, so wären doch die Pässe in Steiermark ver 
rammelt, und so würde die Gegend um Spital verwüstet, ohne die 
gewünschte Absicht des Fortzuges der Passauer erreichen zu können, 
welche sich noch dazu desto übler betragen würden, um sich wegen 
des Scharmützels mit den Gebirgsleuten zu rächen, in welchem 
dieselben einige Soldaten getödtet haben. Wolle Ramee wirklich 
nach Steiermark ziehen, so solle er über Steyr aui der bequemeren 
Strasse abziehen, denn bei Claus und Spital sei dieses durchaus 
nicht möglich, und die Leute seien auch wirklich entschlossen, 
lieber alles zu wagen, als den Pa^sauern den Durchzug zu gestatten. 
Diese Vorstellungen machten in Linz keineswegs die Wirkung, die 
sich der Propst und die Brüder Storch davon mochten versprochen 
haben. Der Landeshauptmann verwies ihnen vielmehr ihren Un 
gehorsam und befahl ihnen in einem zweiten Befehle vom 1. Jänner 1611, 
dass sie ohne Zaudern die Pässe öffnen und den Passauern den 
Durchzug gestatten sollten; für die weiteren Folgen würden sie 
verantwortlich sein. Der Freiherr Benedict Schifer erhielt zugleich 
*) Beilage Nr. 27.
	        
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