Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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verrammelten Pässe zu eröffnen, um so den Abzug der kaiserlichen 
Truppen zu beschleunigen und das Vaterland von fernerem Unheile 
zu befreien; und weil die Stadt sammt dem Eisenbergwerke für 
den Landesfürsten von höchster Wichtigkeit wäre, so sollte man 
für die Beschützung derselben ohne Verzug die nöthigen Anstalten 
treffen. Weil Ramee seine ferneren Absichten noch immer ver 
heimlichte, so konnten die Landstände ihre ohnehin geringe Kriegs 
macht nicht zu voreilig durch Vertheilung an verschiedene Plätze 
noch mehr schwächen; sie gaben also den Bürgern von Steyr die 
Antwort: für den Nothfall könnte der Magistrat von Steyr den 
dreissigsten und zehnten Mann der benachbarten Herrschaften zur 
Verteidigung der Stadt auf bieten; übrigens scheine es nicht, dass 
das Passauer Volk sich gegen Steyr wenden werde, weil es sich 
noch immer in der Gegend von Kirchdorf enger zusammen ziehe. 
Der Ruf, dass die Passauer ihren Rückzug über Steyr nehmen 
und auf einer anderen Strasse in die Steiermark eindringen würden, 
verbreitete sich unterdessen immer mehr, welches zur Folge hatte, 
dass sich die Gebirgsbewohner um Eisenerz ebenso vor den Passauern 
zu sichern trachteten, wie es zuvor bei Claus und Spital geschehen 
ist; bei Reifling wurden die Brücken abgeworfen, die engen Pässe 
verrammelt und Anstalten gemacht, den Passauern den Durchzug 
zu verwehren. Die meisten Gemeinden im Gebirge sorgten so für 
ihre eigene Verteidigung, ohne erst darüber Befehle von ihren 
Ortsobrigkeiten oder von der Regierung abzuwarten; nur wenige 
fragten sich zuvor an, wie sie sich in ihrer zweifelhaften Lage 
benehmen sollten; unter letztere gehörten die Bürger von Weyer 
und die übrigen dortigen Untertanen des Klosters Garsten, welche 
den Abt Wilhelm um bestimmte Verhaltungsbefehle baten. Der 
Herr Abt wollte in einer so wichtigen Sache nicht eigenmächtig 
handeln und überlies alles der Entscheidung der Landstände, welche 
ihm zur Antwort gaben: „Auf eure Frage, wessen Ihr euch wegen 
Zumachung der Pässe zu verhalten habet, thun wir euch soviel 
anzeigen: wann das Passauerische Volk nochmalen seinen Weg der 
Orten aus dem Lande zu nehmen Vorhabens wäre, dass man sie 
vielmehr daran befördern als verhindern, und alsdann hinter ihnen 
erst den Pass sperren, und äusserster Möglichkeit nach verhüten 
solle, damit sie nicht wieder ins Land kommen.“ In Rücksicht der 
weiteren nöthigen Anstalten wurden sowohl die Bürger von Steyr 
als auch der Abt von Garsten an den Hauptmann Fuchs angewiesen, 
welchen die Stände erst vor ein par Tagen zum Commandanten 
von Steyr ernannt hatten.
	        
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