Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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landes ist, und zur Abwendung dieses Kriegsvolks besorgenden und 
höchstschädlichen Beginnens zum Besten gereichen mag, bedenket, 
und an euch dies Orts Unserem zu euch gesetzten gnädigsten 
Vertrauen nach nichts unterlasset: wie ihr dann hieran ganz wohl 
und recht gethan, dass ihr die Geisel nicht angenommen, noch 
den Durchzug bewilliget, noch ihnen einige Commissarien zugeordnet, 
und das Aufgeboth habet ergehen lassen. Die Aufgeboths-Patente 
hätten aber gleichwohl mit mehreren! Ernst und angedrohter Strafe 
bei solcher Uns angedeuter Gefahr geschärft werden sollen, wie 
sie dann noch zu schärfen sind. Diesem allem werdet ihr nach 
zukommen wissen, und bleiben euch danebens mit Gnaden ge- 
ivogen.“ — In der Antwort auf dieses königliche Schreiben dankten 
die Landstände ihrem Landesfürsten für das ihnen gemachte gnädige 
Anerbieten einer gewissen Hilfe und entschuldigten, sich so gut sie 
konnten. Lange, sagen sie, sei von ihnen das Aufgebot an den 
Grenzen auch nach dem Abschlüsse des Friedens nicht abgedankt 
worden; sie getrauten sich aber nicht, ihre Truppen noch länger 
auf den Beinen zu halten, weil sie befürchteten, sich dadurch eines 
unverantwortlichen Misstrauens gegen die Bürgschaft so vieler an 
sehnlicher Fürsten schuldig zu machen; sechshundert Soldaten seien 
jedoch beibehalten worden, um einzelne Streifzüge an den Grenzen 
zu verhindern. Man befürchtete keine Gefahr (dieses stimmt doch 
keineswegs mit der reinen Wahrheit überein; man darf sich nur 
an Stichenbocks Nachrichten aus Passau erinnern), als das Passauer 
Volk ganz unversehens mit' Uebermacht an den beiden Ufern der 
Donau vordrang. Uebrigens seien die Stände zu jedem Opfer für 
das Vaterland und für ihren Monarchen bereit. Privatpassionen 
und Competenzen seien ihnen ganz unbekannte Sachen. Zuletzt 
wiederholen sie die Bitte, die sie schon so oft fruchtlos gethan 
haben: der König möchte doch eine ordentliche ßriefpost nach 
Wien anordnen, damit die Berichte und Befehle geschwinder be 
fördert werden könnten. 
Am 30. December schrieb der König den Ständen, dass er 
ihre Anstalten zur Vertheidigung des Landes mit Wohlgefallen 
vernommen habe. Der Oberstlieutenant Stander und Johann de la 
Motta befinden sich bereits auf der Reise nach Oberösterreich, mit 
welchem sie sich def ferneren nöthigen Zurüstungen halber be 
ratschlagen sollten; ganz vorzüglich soil man darauf bedacht sein, 
dass die Städte im Lande und besonders das Schloss in Linz vor 
den Passauerü gesichert würden; auf Hilfe von den linierten Ländern 
dürfe man sicher rechnen. Am 1. Jänner erliess der König zwei
	        
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