Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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Wenn man die alten Verträge zwischen Baiern, Salzburg und Oester 
reich durchgienge, so würde man finden, dass man sich durch die 
selben gegen Einfälle und Räuber schützen wollte: der nämliche 
Fall sei auch jetzt vorhanden. Liessen sich Tirol und Baiern auch 
wirklich zu keinem Bündnisse herbei, so müsste man sich doch mit 
Salzburg näher vereinigen, um dadurch böse Leute und Räuber 
abzuhalten, dass sie ihre schlimmen Vorsätze nicht auszuführen 
wagten. Vorzüglich gefalle ihm aber der A 7 orschlag des Erzbischofes, 
dass man nach Abschluss des Bündnisses dasselbe dem Kaiser an- 
zeigen sollte, weil es nicht wider ihn, — „sondern nur gegen diese 
gemeint ist, welche die Länder turbiren und überfallen, und so 
dieselben zum Raub machen, oder aber in ewiger Unsicherheit, und 
gleichsam wie in einer Servitut erhalten, und letztlich in Armuth 
und äusserstes Verderben bringen wollen 44 . Sobald dem Erzbischof 
Ort und Zeit anständig sein werden, wolle er, der König, Deputierte 
mit Vollmacht zur Unterhandlung schicken. Er setze in ihn das 
vollkommenste Vertrauen, dass er für das Beste von Oesterreich 
ebenso sorgen werde wie für sein eigenes Land. Zuletzt ermahnte 
der König in seinem Schreiben die Stände, dass sie ohne Zeit 
verlust über die Vorschläge des Bischofes berathschlagen und dann 
einen bevollmächtigen Abgesandten nach Wien senden sollen, um 
einhellig mit den Ständen von Niederösterreich das Geschäft zu 
stande zu bringen. 
Wie sehr sich der König beeiferte, das Bundesgeschäft mit 
Salzburg zu befördern, erhellt nicht nur aus dem, was bisher gesagt 
worden ist, sondern noch vielmehr daraus: er trug den Verordneten 
des Landes unter der Enns am 9. Decernber gemessenst auf, die 
um Wien nächst gesessenen Landesmitglieder zusammen zu rufen, 
um über die Bundesartikel zu berathschlagen. Die Verordneten 
hatten bereits vom Freiherrn Ennenkl vernommen, worüber man 
eigentlich mit Salzburg in Unterhandlung stehe: sie dankten dem 
Könige für die gnädige Mittheilung und gaben noch früher, als 
die Stände zusammen kamen, ihr Gutachten ab, welches Folgendes 
enthielt: Weil man von kaiserlicher Seite damit umgehe, den Frieden 
umzustossen, so finden sie, wie die Stände von Oberösterreich, für 
höchst nöthig, sich des Beistandes der Nachbarn zu versichern, 
wozu ein Bündnis mit Salzburg sehr erwünscht sein würde. Es 
würde gut sein, wenn der König eines oder mehrere ständische 
Mitglieder von Ober- und Niederösterreich mit Vollmacht nach 
Salzburg abordnete, um dieses Geschäft zu betreiben. Weil sich 
der Herzog von Baiern, der mit Truppen ohnehin versehen wäre,
	        
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