Volltext: Das Land ob der Enns

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II. Die Baiern. 
ist 1 ), so liegt ja da wohl die Bedeutung ,Gäu‘ im allgemeinen * 2 ) vor, aber 
wenn eine Urkunde von 1071 St. Florian als quondam in pago Lauria- 
censi gelegen bezeichnet 3 ), so deutet das auf verblaßte römische Zu 
sammenhänge 4 ). 
Und noch eines ist zu beachten. Wenn man auch die Zufälligkeiten 
unserer urkundlichen Überlieferung berücksichtigt, so fällt doch die 
geringe Zahl der in ältester Zeit genannten Orte auf. Allerdings schritten 
die Rodungen nur langsam vorwärts. Aber die Tatsache, daß erst im 
11. und 12. Jahrh. eine umfassendere Kultivierung des Waldbodens 
einsetzte, vermöchte die erwähnte Erscheinung nicht hinreichend zu 
erklären, da sie auch auf längst dem Anbau erschlossenen Landstrichen 
zutage tritt. Schon Inama-Sternegg hat sie sich, freilich ohne den wahren 
Sachverhalt zu erkennen, damit zurechtgelegt, daß er annahm, diese 
urkundlich bezeugten Namen schlössen größere Gebiete in sich, seien 
also Inbegriff mehr oder weniger zerstreuter Wohnungen 5 ). Aber der 
wahre Grund ist, wie wir gesehen haben, in der aus der Römerzeit über 
kommenen Besitzverteilung zu suchen, die den Hauptort kollektiv faßte. 
Da die fränkische Markensetzung im Sinne Rübels nach H. Reutter 7 ) 
und A. Dopsch 6 ) abzulehnen ist, so haben wir die in Verbindung mit 
ehemaligen Römerorten auftretenden abgegrenzten Bezirke als attribuierte 
Gebiete oder als ehemalige römische Latifundien aufzufassen. 
Sie führt zu der Annahme, daß von den Baiern nicht einzelne Orte 
bloß, sondern Bezirke, wie sie der vorhandenen territorialen Einteilung 
entsprachen, in Besitz genommen wurden. Das konnte aber nur von 
größeren Verbänden geschehen, wie sie eben die Sippen darstellen. Sie 
verteilten sich auf das ehemals römische attribuierte Gebiet, besetzten 
also den Hauptort und die einzelnen Höfe der weiteren Umgebung 8 ). 
Ersterer konnte, mußte aber nicht einen ing-Namen erhalten. Vielfach 
wurde ja der antike Name beibehalten oder die Bezeichnung -gau ge 
wählt, wie wir oben gesehen haben. Es scheint sogar, daß die Baiern, 
wo sie nicht den antiken Namen beibehielten, eben durch die Namen 
auf -ing und -gau die Fortsetzung römischer Siedlungen bezeichneten, 
wie die Alemannen es mit den Namen auf -weil und -weder taten, die 
in unseren Gegenden gänzlich fehlen. 
!) Oö. UB. II, n. 217. 
2 ) Ob das auch für Opingau usw. in Bayern zutrifft, wie Strnadt im Archiv 
f. österr. Gesch., 99. Bd., S. 585 f., meint, ist sehr fraglich. 
3 ) Oö. UB. II, n. 75. 
4 ) Der pagus Trunse statt Trungou in den Breves Notitiae (Salzb. UB. 
I, 20) ist wohl einem mißverstandenen in pago Trunense (Adj.) der Vorlage 
(vgl. Salzb. UB. I, 5) entsprungen. Die Benennung nach Gauen verliert sich 
gegen Ende des 13. Jahrh. 
5 ) Deutsche Wirtschaftsgeschichte I, 33. 
6 ) Jb. f. Lk. von NÖ., N. F. X (1911), S. 1 ff. 
7 ) A. a. O., S. 363 f. 
8 ) Selbst das Gebiet um *Ascidunum kann nicht zusammenhängendes 
Waldland gewesen sein, da die hier auftretenden freien Aigen von früher Be 
siedlung zeugen (vgl. Archiv f. österr. Gesch., 99. Bd., S. 440).
	        
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