Volltext: Das Land ob der Enns

II. Die Baiern. 
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ganz wie unter den unechten ing-Namen, z. B. Beigirin neben Begiringen, 
Tenin neben Teningen, Eischin neben Eischingen, Strummen neben 
Strumingen usw., so hat man den Eindruck, daß wohl ein erheblicher 
Teil der jüngeren ,echten 4 ing-Namen durch gutturale Artikulation des 
auslautenden n der Endung -in entstanden sein wird, ohne daß sich dies 
in den Urkunden in größerem Umfange nachweisen läßt. Nun begegnet 
beispielsweise auch neben Ofthering, das schon im 9. Jahrh. als Oft- 
heringon erscheint, in einer Urkunde 1 ) von ca. 1190 die Form Oftherin, 
und da diese also hier zweifellos die spätere ist, so könnte man bei den 
oben besprochenen Erscheinungen an Abfall des g denken und zum 
Vergleiche Formen wie Salzpur (Salzburg), Wazzerlo (Wasserlos), Engil- 
schal (Engelschalk), Rumol (Rumolt) 2 ) usw. heranziehen. Aber diese 
gehören alle der agilolfingischen und karolingischen, also einer beträcht 
lich früheren Zeit an 3 ), und so wird man das vereinzelte Oftherin als 
Analogiebildung zu den in Rede stehenden Dativen auffassen müssen. 
Es bleibt also dabei, daß wahrscheinlich ein großer Teil der in den 
Urkunden des 11. u. 12. Jahrh. vorkommenden ing-Namen auf Dative 
zurückgeht. Da aber diese Art von Analogiebildung mit dem ahd. Dat. 
Plur. 4 ) nicht möglich war, so bleiben noch die echten Patronymica aus 
der Zeit vor dem Jahre 1000 und deren sind etwa ein Dutzend. 
Nehmen wir nun an, was bei dem Umstande, daß die Urkunden nicht 
über das 8. Jahrh. zurückgehen, keineswegs ausgemacht ist, daß näm 
lich diese ältesten ing-Namen der Zeit der Landnahme angehören, so 
läßt sich auf diesem Dutzend keine Einwanderungshypothese mehr 
aufbauen, weil sie bei solch geringer Zahl das Charakteristische verlieren. 
Es stehen ihnen ja die von den Baiern übernommenen antiken Orts 
namen sowie die gleichzeitig mit den ing-Namen beurkundeten Namen 
auf -gau, -heim, -loh, -haft, -stat, -dorf u. a. gegenüber, die zusammen 
weit mehr ausmachen, aber auch einzeln meist so stark vertreten sind 
wie sie, wenn man die Zeit bis zur Jahrtausendwende für alle gleichmäßig 
berücksichtigt. 
Somit ist auch der neueren Auffassung, die die bairische Welle von 
der Enns westwärts sich bewegen läßt, die Grundlage entzogen. Ich 
glaube, daß die bisherige Art der Fragestellung überhaupt schief ist. 
Es steht doch fest, daß die Einwanderung von Norden her erfolgte. Auch 
bei uns bestanden schon in römischer Zeit Straßenzüge, die aus Böhmen 
zur Donau führten. 
Eine solche Verbindung war die von Mauthausen (gegenüber von 
Lorch) nordwärts 5 ) ziehende Straße, auf der sich der im Jahre 805 von 
Karl d. Gr. untersagte Handel mit Waffen nach Böhmen vollzog, und 
x ) Oö. UB. I, 95, n. 174. 
2 ) Ebd. I, 90, n. 160; 447, n. 16; 453, n. 25. 
3 ) Schatz, Altbair. Gramm., erwähnt sie allerdings nicht, vermutlich weil 
er sie für bloße Schreiberflüchtigkeiten hielt, was sie aber kaum sind. 
4 ) Da E(h)olfin nur der Dat. Plur. sein kann, so wird man auch die übrigen 
Formen auf -in so auffassen müssen, also an ,Familie und Leute 4 des Eholf, 
Adelbero, Racho usw. zu denken haben. 
5 ) Zu beachten ist der ON. Hochstraß bei Altaist. 
Schiff mann, Das Land ob der Enns. 
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