Volltext: Das Land ob der Enns

II. Die Baiern. 
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Beinahe ganz von Wald bedeckt war aber das Land im Norden der * 
Donau, besonders die östliche Hälfte 1 ). 
Diese Beschaffenheit des Landes ist also bei der Beurteilung der 
ersten Landnahme sehr zu beachten. Es kam für die Einwanderer nur 
der Kulturboden an den großen Flüssen und an den Straßen in Betracht, 
dieser aber war eben im Innviertel in größerem Ausmaße vorhanden. 
Somit läßt sich aus der Tatsache, daß dort die ältesten Siedlungen be 
sonders dicht sind, keineswegs ein Beweis dafür gewinnen, daß sich die 
Ausbreitung in der Richtung von Westen nach Osten vollzogen habe. 
Much betont den jüngeren Charakter der oberösterreichischen Ortsnamen, 
dessen Feststellung aber doch erst genaue Einzeiuntersuchungen voran 
gehen müßten. Auch ist zu beachten, daß etwas mehr antike Namen 
fortleben, als man bisher angenommen hat. 
Schwerer wiegt sein Einwand, die Gräberfunde in Oberösterreich 
trügen jüngeres Gepräge. Allein, es sind germanische Gräber in Über 
ackern und bei Haag am Hausruck, eiserne germanische Waffen aus 
der Zeit der Völkerwanderung in Schwanenstadt, Schaunberg bei Aschach 
und St. Georgen a. d. Gusen zutage getreten * 2 ), und so scheint mir in 
dieser Hinsicht das letzte Wort noch nicht gesprochen zu sein 3 ). Auch 
stimmt der Hinweis Muchs nicht mit seiner Ansicht überein, die Biaiern 
hätten schon anfänglich über den Inn nach Oberösterreich gereicht, 
mit der Enns als Grenze. Wie können dann Ortsnamen und Gräberfunde 
jünger sein? 
Die unseren ältesten Ortsnamen zugrunde liegenden Personennamen 
Harigis, Ostarmunt, Scardo, Ofthari, Scerolf, Liutmunt, Gomarich, 
Hrodolf, Muno, Filizeizo, Munolf, Athari, Pollio usw. halten in bezug 
auf Altertümlichkeit den Vergleich mit denen westlich vom Inn sehr 
wohl aus. Und überdies muß es als fraglich erscheinen, ob uns, 
abgesehen von den beibehaltenen antiken Namen, wirklich 
hüben und drüben die ältesten Ortsbezeichnungen, nämlich 
die aus der Zeit der ersten Landnahme, erhalten sind. Wenn 
man sieht, wie zwischen 800 und 1100 beispielsweise der Name Rotula 
durch Ottensheim, Enknach durch Neukirchen, Rosdorf durch St. Peter, 
Puoch durch St. Florian, Ouliupesburc durch Kirchdorf, Trunseo durch 
Altmünster, Atergau durch St. Georgen ersetzt wird, wie andere aus 
erkennbaren Gründen verändert werden, z. B. Walahovelt in Alpunes- 
x ) Vgl. Oö. UB. II, n. 57 (1010), n. 110 (1125), n. 172 (1151), n. 196 (1158), 
n. 360 (1209); VI, n. 201 (1336); VIII, n. 112—114 (1362), n. 454 (1370), 
n. 639 (1373), n. 718 (1375). 
2 ) Vgl. Gaisberger, Archäol. Nachlese III, S. 296ff.; Linzer „Tagespost“ 
1886, Nr. 266; Archiv f. österr. Gesch., 104. Bd., S. 6821; Mitt. d. Zentral 
komm. 1879, S. XLIX. 
3 ) Von einer systematischen wissenschaftlichen Erforschung Oberösterreichs 
kann auch in prähistorischen Dingen nicht die Rede sein. Alle Funde tragen 
den Charakter des Zufälligen an sich. Da ist noch vieles zu tun. Im Vorbei 
gehen erwähne ich die Stelle der Stiftschronik von Kremsmünster (Loserth 101) 
aus dem Beginne des 14. Jahrh., wo von tumuli bei Vorchdorf die Rede ist, 
die angeblich von der Ungarnschlacht 941 herrühren, in Wirklichkeit aber 
vielleicht weit älter sind. An dieser Stelle ist m. W. noch keine Grabung erfolgt.
	        
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