Volltext: Das Land ob der Enns

Lauriacus — Boiodurum. 
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sthä ,stehen* gebildet. Er wird in nachrömischer Zeit Stang 1 ) gelautet 
haben und später durch das Patrozinium verdrängt worden sein, das auf 
slawische Siedler zurückgeht, deren Anwesenheit aus mehreren Ortsnamen 
dieser Gegend (Prag, Steinzen, Tröbing, Tullern) zu erschließen ist. 
Da sich der Ansturm der von Passau her vordringenden Barbaren 
zweifellos an diesem ersten größeren Orte ausgetobt haben wird, wie 
wir nach dem Berichte der Vita s. Severini vermuten können, so werden 
wohl nur Ruinen von Stanacus übrig gewesen sein, als die Stätte von 
neuem besiedelt wurde. Der in der Nähe vorkommende, bereits erwähnte 
Ortsname Henwalcharen, heute Hendorf-Wallern, hat nichts mit roma 
nischer Bevölkerung zu tun. Er heißt ja auch nicht Henwalchen. 
Von Stanacus bis Passau werden als Entfernung 20 mp angegeben. 
Wenn die Zahl richtig überliefert ist, so kann die römische Straße, weil 
die Trasse über Esternberg oder am Ufer der Donau bedeutend kürzer 
ist, nur über Münzkirchen gegangen sein, wofür Münzfunde in diesem 
Orte sprechen und der Umstand, daß in dieser Richtung Ortschaften 
liegen, deren Namen in früheste Zeit weisen, wie Altendorf 2 ) (ohne ent 
sprechendes Neudorf) und Gigering, 794 Tuturuna, das ich für kel 
tisch halte. 
Im Tale der Donau führte in römischer Zeit allerdings auch eine 
Straße, aber erst seit Kaiser Caracalla (211—217), was die Inschrift 3 ) 
eines nach Engelhartszell verschleppten Meilensteines ausdrücklich sagt 
(viam iuxta amnem Danuvium fieri iussit) 4 ). 
Diese Uferstraße hat augenscheinlich nur der Verbindung der Ka 
stelle gedient und wird bis Schlägen geführt haben, wo sie ihr natürliches 
Ende fand 5 ). 
Gaisberger hat die Schlußworte der genannten Inschrift a Boiioduru 
Saloatonp XV als Saloato m[ille] p[assuum] gelesen, indem er annahm, 
daß MP als Ligatur auf dem Steine stand, die irrtümlich zu dem vor 
ausgehenden Worte gezogen und als NP gelesen worden sei 6 ). Mommsen 
schloß sich dieser Auffassung an. Saloato 7 ) muß also ein an der Strecke 
liegendes Kastell sein, und zwar, da der Stein nach einem Berichte von 
1590 drei Meilen unterhalb Passau gefunden worden ist, wozu die 15 mp 
genau stimmen, das heutige Wesenurfahr 8 ). 
2 ) Vgl. Morzg aus Marciago, Marciacus. 
2 ) Allerdings erst 1254 urkundlich bezeugt. 
3 ) Corp. inscr. lat. n. 5755. 
4 ) Im Mittelalter soll diese Verbindung nach Strnadt, Peuerbach, S. 16 
nicht bestanden haben, eine Behauptung, die schon durch die bekannte Stelle 
des Nibelungenliedes widerlegt wird, wo Pilgrim mit den Burgunden die Donau 
hinab gegen Eferding zieht, wozu man wohl den kürzesten und bequemsten 
Weg gewählt haben würde. 
5 ) Kümmel 69 hält sie irrtümlich für die Post- und Heerstraße nach Boio- 
durum und schreibt sie M. Aurel zu. 
6 ) Römische Inschriften im Lande ob der Enns, S. 33. 
7 ) Wahrscheinlich (locus) salvatus. Ähnliche Namen sind Salviacus, -o 
(Holder II, 1332 f.) und das mittelalterliche Salvaterra (später Saloter, heute 
Bhs. Lotringer, G. Kircnham, B. Gmunden). 
8 ) Urk. c. 1130 Wezan (Oö. UB. I, 476, n. 64).
	        
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