Volltext: Das Land ob der Enns

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II. Die Baiern. 
Auch im Mühlviertel kommt die Bezeichnung vor, aber merkwür 
digerweise nur im Singular: Kernet, Bhs., 0. Asching, G. Windhag, 
B. Perg. — Kemmet, 0., G. Windhag u. Rechberg, B. Perg. — Kernet, 
einz. Hsr., 0. Wögersdorf, G. St. Veit, B. Neufelden. Der Name 
stammt vom lat. (domus) caminata und bedeutet zunächst wohl einen 
geschlossenen Raum um eine Feuerstätte, wobei aber doch gegenüber 
dem sonst üblichen freien Rauchabzug von offenen Herden die vor 
geschrittenere Art der Kaminheizung betont erscheint, weshalb wir den 
Ausdruck Kemenate für die heizbaren Gemächer in Schlössern bzw. für 
die Wohngebäude von solchen zum Unterschiede von den Stallungen, 
Scheunen usw. angewendet finden. 1 ) Schließlich konnte Caminata, Kem- 
nate auch das einzelnstehende Herrenhaus bedeuten. Es dürfte schwer 
halten, für alle Orte namens Kematen solchen Ursprung aus ehemaligen 
Landsitzen oder herrschaftlichen Wohnungen zu erweisen oder auch nur 
wahrscheinlich zu machen, und auch die Erklärung des Plurals müßte 
da schwierig sein * 2 ). Man könnte ja denken, die Pluralendung sei mecha 
nisch angetreten, als um das ursprünglich einzelnstehende Herrenhaus 
weitere Siedlungen entstanden waren, wie ja auch die Urkunden die 
Vergrößerung der heim-Orte gelegentlich durch die Pluralendung an 
deuten, aber dagegen spricht die Wahrnehmung, daß diese Kematen bei 
uns eben entweder nur im Singular oder nur im Plural auftreten, aber 
nicht im gleichen Namen den Numerus wechseln wie die heim-Namen. 
Es scheint also eine Anzahl dieser Orte von Anfang an aus mehreren 
Siedlungen mit Kamin bestanden zu haben und dann würde wohl die 
Bezeichnung dieser Wohnstätten als Kemenaten fremden Ursprungs 
sein, da doch die Einheimischen, die Bauern und die Bürgers- und Ge 
schäftsleute in den Städten, ihre Behausungen nirgends bei uns so be 
nannt haben, oder es handelt sich ursprünglich um gewerbliche Betriebe, 
deren große Rauchentwicklung von vornherein die Anwendung von 
Kaminen (Schloten) nötig machte, so daß z. B. eine in der Nähe von 
Rodungsplätzen angelegte Kolonie von Pechsiedern sehr wohl ze den 
kemenaten heißen konnte. Auch in diesem Sinne dürfte die Bezeich 
nung fremd sein, denn soweit sie außerhalb von Ortsnamen vorkommt, 
scheint sie sich eben auf das Herrenhaus oder die Stuben desselben zu 
beschränken. 
Nicht selten finden wir in einiger Entfernung von ehemaligen grund 
herrschaftlichen Höfen Siedlungen mit dem Namen Schälchen oder 
Parschalchen (jünger -schallen, -schallern, -schalling) 3 ), Pratsdorf, 
Pratstrum, Purndorf, urk. Puebendorf, von mhd. buobe ,Knecht*. 
Es sind das Gesindedörfer oder Knechtshufen. 
x ) Vgl. Schmeller I, 1244f. 
2 ) Daß die urk. Chemenaten nicht Dat. Sg. sind, zeigen die im Mühlviertel 
begegnenden Nominative. 
3 ) In den Gemeinden Mattighofen (ca. 805 Scalchom), Treubach, Franken 
burg, Nußdorf a. Atersee, Roßbach, Sierning, Mangelburg bei Grieskirchen. 
Unter den nach einer Urk. von 953 (Oö. UB. II, n. 43 u. 59) zu Antiesenhofen 
gehörigen Barschalken ist das Bachschallergut, G. Ort, zu verstehen. Über 
die Barschalken vgl. Strnadt im Archiv f. österr. Gesch., 99. Bd., S. 740 ff.
	        
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