Volltext: Zwanzigstes Bändchen (20. 1938)

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Verbande mit Bayern löste. Nach 24 Jahren geschah wieder 
etwas Großes in unserem Mühlviertel; der oben genannte 
Kaiser erklärte nämlich 1180 den Bayern Herzog Heinrich 
den Löwen, seines Landes verlustig und verlieh es dem 
Wittelsbacher Otto, verkleinerte aber auch gleichzeitig Bayern 
zugunsten Oesterreichs, indem er (im Mühlviertel) die öster¬ 
reichische Grenze — sei es vom Sarmingbach, sei es vom 
Haselgraben — bis an die Große Mühl herauf rückte. Doch 
bildete der eben genannte Fluß nicht bis zu seinem Oberlaufe 
zurück die Grenze, sondern diese lief von der Mühl weg bis 
„an den spiz des Oberlaufe Da erheben sich wieder 
große Schwierigkeiten, denn wir kennen keinen „Unktorn- 
berg" mehr; Vielhaber („Skizze der älteren Geschichte des 
Muhlviertels") hält (mit anderen) den Günterreiterberg 
(Gemeinde St. Oswald) für den urkundlichen „Unktorn- 
berg- und meint: Die Grenze zwischen Oesterreich und 
Bayern lief die Große Mühl aufwärts bis zur Einmündung 
des Wurmbranderbaches, dann nach diesem bis zu seiner 
Quelle beim Günterreiterberg und hinauf dem Iglbach (ein 
anderer Jglbach mündet oberhalb Pürnstein in die Große 
Mühl) entlang bis zur Moldau, an welcher damals Ober- 
österreich, Böhmen und Bayern zusammengrenzten: diese 
Ansicht Vielhabers hat viel für sich und sie wird sehr bestärkt 
durch den Umstand, daß eine Wiese am linken Ufer des 
Mittellaufes des — also nördlichen — Iglbaches heute noch 
„Bayerische Au" genannt wird. 
Die 1156 erfolgte Auszeichnung und 1180 erfolgte Ver- 
größerung Oesterreichs auf Kosten Bayerns musste letzteres 
immerhin nachdenklich machen; im Mühlviertel kam da zu¬ 
nächst das Hochstift Passau in Betracht, das seine Sied¬ 
lungen schon bis zur Großen Mühl, also bis an die neue 
bayerisch-österreichische Grenze, ausgedehnt hatte. Zuerst 
kam aber noch eine bedeutende Stärkung der Stellung 
Passaus; es verlieh nämlich 1217 Kaiser Friedrich II. diesem 
Hochstifte die Grafschaftswürde, also die volle Landeshoheit, 
zwischen letzteres Ilz (bei Passau) und der Großen Mühl und 
überdies erwarb Passau auch noch nach dem Aussterben der 
Griesbacher Herrschaft deren Besitz im Mühlviertel zwischen 
der Kleine und Großen Mühl mit dem Markte Velden 
(Neufelden) und dem Schlosse Pürnstein; doch Passaus Herr¬ 
schaft im Mühlviertel kam ins Wanken.
	        
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