Volltext: Zwanzigstes Bändchen (20. 1938)

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Avaren, dagegen lesen wir im Jahre 853, es gehöre das 
Gebiet zwischen Ayt und Naarn, zwischen der Donau und 
dem Nordwald (im heutigen nördlichen Mühlviertel) zur 
Ostmark. Daraus ersieht man, daß die Westgrenze der 
Ostmark später geändert wurde, wobei wir aber keine 
nähere Grenzlinie wissen. Die Ostmark wurde nach ihrem 
Gründer gewöhnlich die Karolingische genannt, häufig aber 
auch die Bayerische, wen ja da viele Bayern einwanderten, 
um die im Kriege verwüsteten Gegenden wieder zu bebauen 
und weil der erste über die Ostmark gesetzte Markgraf, 
Gerold mit Namen, zugleich der Verwalter Bayerns war. 
In dem unglücklichen Kriege des Jahres 907 wurde 
aber die Ostmark von den Ungarn (Magyaren) erobert, die 
nun wieder häufige Einfälle in die deutschen Gebiete mach¬ 
ten, durch den großen Sieg des deutschen Kaisers Otto I. am 
Laurenziustage des Jahres 955 auf dem Lechfelde bei 
Augsburg bekam aber Deutschland für immer Ruhe von 
Seite der Ungarn. Jetzt wurde, im Jahre 976, die zweite, 
die „Ottonische Ostmark" gegründet, jedoch mit anderen 
Grenzen als die erste; aber auch da ist wieder die West¬ 
grenze im Mühlviertel ungewiß. Der Geschichtsschreiber 
Pritz („Geschichte des Landes ob der Enns", 1848) bezeich¬ 
net den Haselgraben (bei Urfahr) als diese Grenze und ihm 
folgen spätere Forscher, wie Strnadt, Lamprecht, Viel¬ 
haber; dagegen sucht Lohninger („Oberösterreichs Werde¬ 
gang", 1918) zu beweisen, daß der Sarmingbach die frag¬ 
liche Grenze bildete, wodurch also nur ein ganz schmaler 
und kurzer Streifen des unteren Mühlviertels zur zweiten 
Ostmark und das übrige Mühlviertel noch zu Bayern gehört 
hätte. Es ist nicht zu leugnen, daß Lohninger für seine Be¬ 
hauptung wichtige Gründe anzuführen weiß und auch be¬ 
reits Zustimmung gefunden hat. 
Die zweite „die Ottonische Ostmark" wurde also 976 
gegründet und sie wurde als Verwaltungsgebiet dem 
Babenberger Luitpold, dem Erlauchten, gegeben. Seit dem 
Jahre 996 kam für diese Mark der Name Oesterreich 
auf, stand aber auch jetzt noch immer in einer, wenigstens 
losen, Abhängigkeit vom bayerischen Herzog. Doch das 
änderte sich 1156, in welchem Jahre Kaiser Friedrich 
Barbarossa die Markgrafschaft Oesterreich (die Ostmark) selbst 
auch zu einem Herzogtums erhob und sie dadurch aus dem
	        
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