Volltext: Neunzehntes Bändchen (19. 1937)

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Die letzte Leiche, welche dort hingestellt wurde, wurde 
von einem geisteskranken Weibsbild auf einen Ziehschlitten 
geladen, in der Absicht, diese in die Große Mühl zu werfen. 
Dies konnte noch rechtzeitig verhindert werden. Es geschah 
zur Zeit, als die Leidtragenden in der Kirche waren. 
Der Friedhof außerhalb des Marktes wurde im Jahre 
1846 eröffnet. 
Zwischen dem Pfarrhof und der Kirche stand das Bür¬ 
gerspital, auch Gmoahaus genannt. Hier wurden die armen 
Bürger untergebracht sowie auch die Comunal-Oekonomie. 
Im Jahre 1826 brannte das Bürgerspital gänzlich ab, 
wurde zur Ruine und demoliert. Den Eirund kaufte der 
Leinenhändler Stifter, der ihn zu einem Garten umgestaltete. 
An der Gartenmauer ist ein Epitaphium angebracht mit der 
Inschrift: „Hier ruhen zwei Bürgersfrauen Stifter". 
Heute ist dieser Garten der Pfarrhofgarten. Das Bürger- 
spital, Nr. 102, wurde in der heutigen Spitalgasse neu 
erbaut. 
Hinter der Volksschule stand das Leichenhaus des 
Kirchenfriedhofes. Nach dessen Auflassung wurde ein Wohn¬ 
haus daraus, Nr. 104; seit langer Zeit demoliert. 
Am alten "Kirchenfriedhof steht eine gotische Steinsäule 
(ein ewiges Licht) aus dem 17. Jahrhundert, von der 
Fleischhauerzöch oder -Innung erbaut. In der Säule sind 
verschiedene Wahrzeichen der Fleischhauer eingemeißelt. Die 
Inschrift ist kaum mehr zu lesen und beginnt: „Wir 
Fleischhacker und Britter". Die Britter waren die zur 
Fleischer-Innung gehörigen Bratlbrater. Es war ein eigenes 
Gewerbe. Heute würde man sie Ausspeiser nennen. 
Die Schulgasse wurde früher Schulzeile genannt. Diese 
Gasse könnte man die Gasse des Kleingewerbes nennen, 
weil in jedem Hause früher ein Gewerbe betrieben wurde. 
Das schöne große Volksschulgebäude bildete die Ecke der 
Gasse, Nr. 105. Neben der Schule war einst ein Blumen¬ 
garten. 
Im Haus Nr. 106 besteht noch die über hundert Jahre 
alte Seilerei und ist im Besitze des Geschlechtes der 
Leidenmüller. 
Im Haus Nr. 107 war eine Schuhmacherei, später 
wohnte dort der alte Zimmermann und Kirtastandmacher 
Hemstein.
	        
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