Volltext: Siebzehntes Bändchen (17. 1933)

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bestimmten Tag anberaumte Gerichtsversammlung, die T a g- 
s atzung. Auch das Wort Tageding, das dann zu Tai- 
ding oder Tading wurde, lebt heute noch fort, nämlich 
in dem Worte verteidigen, das aus Vertagedingen, 
v ert a id i p g en entstanden ist. Banntageding war 
das für einen bestimmten Bannkreis oder Bezirk gültige 
Tageding. 
Die Wasserversammlungen von St. Johann 
waren aber nie „Gerichtsversammlungen". Wenn sie trotz- 
dem den Namen Banntading — Bodati führen, so ist entweder 
anzunehmen, daß man in der Zeit, als dieser Name für die 
Wasserversammlungen aufkam, die eigentliche Bedeutung des 
Wortes nicht mehr verstand, sondern meinte, Bodati heiße 
nur so viel wie Versammlung oder Sitzung. Oder es fanden 
die Wasserversammlungen vielleicht im Anschluß an die 
Gerichtsversammlung statt. In der alten Urkunde über die 
Wasserversorgung, dem Wasser brief, kommt übrigens 
das Wort Banntading oder Bodati noch nicht vor. 
Wenn man statt Bodati auch Bodachti hört, so ist diese 
Form jünger als Bodati; sie ist so entstanden, wie z. B. aus 
St. Veit St. Veicht geworden ist. 
Was geschieht beim Bodati? Der abtretende „Wasser- 
herr" legt die Jahresrechnung vor und übergibt seinem Nach- 
folger die Werkzeuge, wie Schaufeln, Krampen, Röhren- 
bohrer u. a., sowie eine Sparbüchse mit Schlüssel und 
den W a s s e r b r i e f ; früher war auch eine Lanze unter 
den zu übergebenden Gegenständen, diese ist aber in Verlust 
geraten. 
Jedes Jahr ist also ein anderer Hausbesitzer „Wasser- 
herr", der für die Instandhaltung der Wasserzufuhr und der 
drei Ortsbrunnen zu sorgen hat. 
Die älteste erhaltene Wasserrechnung, die bei einem 
Bodati vorgelegt wurde, stammt aus dem Jahre 1875. 
Unter den Einnahmen erscheinen auch jetzt noch die „Kirta- 
standgelder", zu den Ausgaben gehört u. a. der Betrag für 
das „Feueramt", das am St. Ulrichstag (4. Juli) gelesen 
wird, und für das „Rosenkranzläuten" während der Fastenzeit. 
Und nun zum Wa ss erb ri ef, der alljährlich beim 
Bodati dem neuen Wasserherrn übergeben wird! Er ist 
zwar in den Querbügen auseinandergefallen und dort un- 
leserlich, aber man muß sich wundern, daß er überhaupt
	        
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