Volltext: Siebzehntes Bändchen (17. 1933)

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Wenn wir uns fragen wollen, auf welchen Wegen die 
Hussiten aus Böhmen ins obere Mühlviertel eindrangen, so 
ist daran zu erinnern, daß ja durch unseren Landesteil 
schon sehr alte Handelswege von Böhmen aus an die Donau 
führten, die nun jetzt auch Kriegspfade geworden waren. 
Es ist hier vor allem zu nennen „der Königsweg", der 
über St. Oswald, Neufelden und St. Martin nach Ottens- 
heim führte; ein anderer Weg ging über Kerschbaum, Rain- 
bach, Freistadt, Schenkenfelden nach Linz; wieder ein an- 
derer über St. Oswald, Haslach, St. Peter und St. Mar- 
tin an die Donau; weiter einer über Sarleinsbach, Ober- 
kappel und Pfarrkirchen im Mühlkreis nach Freizell an 
der Donau. 
Uebrigens ist hier zu bemerken, daß im Obigen keines- 
wegs alle von den Hussiten verheerten Orte aufgezählt sind; 
wenn uns auch keine weiteren Namen genannt werden, so 
ist doch anzunehmen, daß die meisten Märkte, Dörfer und 
Weiler des oberen Mühlviertets damals zugrundegingen, be¬ 
sonders die offenen und nicht gut verteidigten Orte; weiters 
ist hier anzumerken, daß auch in den 1427 folgenden Jahren 
noch Einfälle der Hussiten in unsere Heimat erfolgten. Nach 
Dr. Schmidt „Handelswege" sollen insbesondere 1437 die 
Hussiten unter Einfluß des rührigen Führers Johann Smil 
in Nieder- und Oberösterreich eingefallen und mit reicher 
Beute abgezogen sein. Auch schon 1424 stieß eine Hussiten- 
schar von 204 Mann vor, brannte die Kirche Utrichsberg 
nieder, ermordete 20 Leute, steckte zwei Dörfer in Brand 
und plünderte die Umgebung; dieser Ueberfall war dem 
Feinde durch einen um schweres Geld gedungenen Verräter 
geglückt. Man glaubt, daß schon damals die Hussiten es 
auch abgesehen hatten auf die Kostbarkeiten des böhmischen 
Klosters Goldenkron, die der dortige Abt Rüdger nach Schlägl 
geflüchtet hatte Doch blieb dieses Klostereigentum in Schlägl 
sicher geborgen, auch während des Sturmjahres 1427, 
und wurde erst im nächsten Jahre, 1428, nach Goldenkron 
zurückgebracht. 
Sogar auch noch im Jahre 1469 wurde unser Mühel- 
land, und insbesondere wieder Haslach, von Böhmen aus, 
und zwar hauptsächlich durch Prachatitzer Volk, schwer heim- 
gesucht.
	        
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