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warten ein so vollständiger, daß von da an kein Ungar mehr
sich auf deutschen Boden wagte. Erst in den jetzt folgenden
ruhigen Zeiten war es möglich, daß aus dem überbevölkerten
Bayern zahlreiche Familien in unser bis dahin noch sehr
schwach bevölkertes Mühlviertel wanderten, hier den Boden
rodeten, verschiedene größere Orte und soviele Dörfer und
Einzelhöfe gründeten. Die bayerischen Auswanderer fanden
hier ihr Glück, ihre Zuwanderung wurde aber auch für unsere
bisherige Bevölkerung und für die ganze Gegend ein wahrer
Segen. Nun waren aber diese ruhigen Zeiten, welche eine
so erfolgreiche Siedelungstätigkeit möglich machten, zum
großen Teile das Verdienst des hl. Bischofes Ulrich, wie wir
schon gehört haben; man darf deswegen gewiß sagen, daß die
Verehrung dieses Heiligen für die bayerischen Auswanderer
eine Dankespflicht war und eine Dankespflicht auch für uns
noch immer ist; ein wachsames Augenmerk sollen wir des-
wegen auch immer haben auf das zur Pfarre Niederwald-
kirchen gehörende Kirchlein St. Ulrich im gleichnamigen Dorfe
und in der gleichnamigen Gemeinde.
Die ersten gemauerten Kirchen.
Die ersten Kirchen in unseren Gegenden waren alle aus
Holz gebaut und gemauerte Kirchen aufzuführen, wurde erst
nach dem Jahre 1000 Brauch und dann auch Vorschrift; so
schrieb der hl. Bischof Altmann von Passau (gestorben 1091)
seiner großen Diözese, zu der ja auch unser Oberösterreich
gehörte, vor, es seien in Hinkunft die Kirchen statt wie bis-
her aus Holz, aus Steinen zu bauen. Um das Jahr 1100
erneuerte Eppe von Windberg die Kirche Niederwaldkirchens
und man muß annehmen, daß durch ihn der Ort die erste
gemauerte Kirche erhielt; sie war im romanischen Stile er-
baut. Ihr Umbau in die jetzige gotische Kirche geschah um
1400, aber auch in dieser war noch im 18. Jahrhundert neben
der Kanzel das Bild Eppos von Windberg angebracht mit der
Unterschrift: "Graf Eppo von Windberg, Stifter dieses wür-
digen Gotteshaus". Um 1180 erhielt auch der hiesige Ort
Kleinzell die erste gemauerte Kirche, anstatt der früheren
hölzernen, und zwar offenbar durch die Blankenberger, welche
auch große Wohltäter des vom Bischof Altmann in Passau
errichteten Klosters St. Nikola waren.