Volltext: Fünfzehntes Bändchen (15. 1931)

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sich der eben genannte Betrag nach heutigem Gelde auf minde¬ 
stens 100 S. 
Diese Besteuerungen des Kirchensilbers waren natürlich, 
zumal für die damalige geldlose Zeit, ungeheuer empfindsam, 
aber sie ließen noch Schlimmeres ahnen, was denn auch wirk- 
lich nach dem dritten und für uns unglücklichsten Franzosen- 
krieg des Jahres 1809 geldlose nämlich die Einforderung 
des Kirchensilbers. Diese wäre schon 1809 selbst er- 
folgt, wurde aber damals noch verhindert, und zwar merk- 
würdiger Weise durch die Franzosen. An diese sollte Ober- 
österreich bis 2. August 1809 drei Millionen Franken „Brand- 
schatzung" zahlen und die österreichische Landeskommission be- 
schloß nun, wegen der ganz schrecklichen Geldnot in höchste 
Bedrängnis versetzt, auch das halbwegs entbehrliche Kirchen- 
silber einzufordern. Schon war ein Teil dieses Silbers kom- 
missionell aufgenommen worden, als die damals in Ober- 
Österreich bestehende französische Verwaltung jedwede Ein- 
ziehung von Kirchensilber verbot. Warum das geschah, ist 
nicht bekannt; vielleicht wollte die Fremdherrschaft das Kir- 
chensilber als Wertpfand fortbestehen lassen. Als aber mit 
Napoleon wieder Friede geschlossen war, da erschien am 
27. Dezember 1809 ein Erlaß, es sei der Kaiser zu seinem 
größten Leidwesen gezwungen, neue Opfer zu verlangen, um 
die Kriegsentschädigung zahlen und noch größere Uebel ver- 
meiden zu können; es müsse jetzt innerhalb zwei Monaten das 
entbehrliche Kirchensilber abgeliefert werden gegen dreiprozen- 
tige Hofkammerobligationen. Die Mark (= 280 Gramm Sil¬ 
ber) schätzte der Staat auf 23 Gulden 36 Kreuzer Münze, 
weil er aber über letztere nicht verfügte, so zahlte er mit den 
oben erwähnten sehr minderwertigen Obligationen. Abgeliefert 
mußten alle entbehrlichen silbernen Kirchengefäße werden, 
aber auch von den unentbehrlichen die Füße der Kelche und 
die Monstranzen mit Ausnahme der Träger des Alterheiligsten. 
Diese Silbereinlieferung geschah im ganzen Lande im 
Jahre 1810. Es war eine traurige Zeit; mit größtem Leid 
sah das Volk die schönen und wertvollen Kirchengefäße, die 
frommer und opferwilliger Sinn für den Gottesdienst gespen- 
det hatte, fortziehen und manche Familien oder Pfarrgemein- 
den kauften die zur Ablieferung bestimmten Gefäße vom 
Staate zurück, um sie für die Heimatkirche zu retten; das 
taten z. B. die Pfarrhofbewohner in Niederthalheim und die 
Pfarrgemeinden Alkoven und Attenberg; bei letzterer lautet
	        
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