Volltext: Fünfzehntes Bändchen (15. 1931)

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Johann Sigi in Kleinzell: 
Besteuertes, abgefordertes und 
entwendetes Kirchensilber. 
Weil die kirchlichen Gefäße, vor allem Kelche, Ziborien 
und Monstranzen, durch ihren Gebrauch beim Gottesdienste 
geheiligt sind, so schreibt die Kirche vor, daß diese Gefäße 
aus Edelmetall angefertigt werden, daß aus Silber seien bei 
Kelchen und Ziborien wenigstens Der obere Teil, der Becher, 
und bei Monstranzen wenigstens der halbmondförmige Träger 
des Alterheiligsten. Der fromme Sinn der Gläubigen tut 
aber oft mehr und spendet Kirchengefäße, welche vollständig 
aus edlem Metalle und manchmal auch noch mit Edelsteinen 
bejetzt sind. Der bedeutende Wert der Kirchengefäße hat nun 
schon wiederholt sehr große Aufmerksamkeit seitens verschie- 
dener Menschen gefunden, die sich geltend machte zunächst 
durch Besteuerung. Der Staat ist schon öfter in große 
Geldnot gekommen, besonders durch unglückliche Kriege, so 
daß die Lenker des Staates ihr ganzes Denken darauf ver- 
wenden mußten, welch neue Einnahmsquellen, insbesondere 
neue Steuern, sich noch entdecken ließen, und man kam dabei 
auch schon auf die Forderung einer Wertabgabe vom Kirchen- 
silber, also auf eine Besteuerung desselben. In den Jahren 
1800 und 1805 hatte Oesterreich unglücklich gegen Napoleon 
gekämpft und in der darauf entstandenen Geldbedrängnis 
mußte über Forderung des Staates das Kirchensilber 1801 
zur Punzierung und 1806 zur Repunzierung eingesendet wer- 
den. Da wurden dann die eingesendeten Gegenstände gewogen 
und die Kirchen hatten für jedes Lot Silber vier Silber- 
groschen (ungefähr 60 heutige Groschen) zu leisten, worauf 
die Gefäße wieder zurückgegeben wurden, nachdem ein jedes 
derselben „punziert" worden, d. h. es wurde einem jeden mit- 
tels Stahlstäbchens ein ganz kleines Zeichen eingeschlagen. Die 
Kirchenrechnungen der Jahre 1801 und 1806 enthalten des- 
wegen Ausgaben für Punzierung, bezw. Repunzierung, des 
Kirchensilbers; öfter fehlen aber auch diese Eintragungen, 
weil die betreffenden Abgaben beim Unvermögen der Kirchen 
die Pfarrgemeinden leisteten, wie das hier in Kleinzell wenig- 
stens bei der Repunzierung der Fall war, bei welcher die Pfarr¬ 
gemeinde 126 Gulden 36 Kreuzer in Bankozetteln zahlte; 
letztere waren schon eine wahre Bankrottwährung, doch belief
	        
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