Volltext: Fünfzehntes Bändchen (15. 1931)

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unter gefährlich, deutsch völkisch zu fühlen oder gar von der 
Einheit Deutschlands zu schwärmen, wie ja der Mecklenburger 
Fritz Reuter in seiner „Festungstid" ergreifend geschil- 
dert hat. 
 
XVI. Zum Abschluß mag hier noch eine Inventur aus 
den Sturmjahren 1848-49 Platz finden, aus jener Zeit, in 
der mit dem Eintritt der s. g. „Bauernbefreiung" (um die 
sich bekanntermaßen der unermüdliche Schlesier Hans Kudlich 
wesentliche Verdienste erworben hatte) und infolge der hiedurch 
herbeigeführten grundlegenden Aenderung aller bäuerlichen 
Rechtsverhältnisse auch die öffentlichrechtliche Bedeutung der 
Gutsherrschaften ihr naturgemäßes Ende fand, zumal deren 
Obliegenheiten mit der allmählichen Neuordnung des Staats- 
wesens nunmehr an die staatlichen Gerichte und Aemter 
übergingen. 
Noch unter dem 15. 6. 1849 wurde beim Pfleggericht 
Harrachsthal durch den damaligen Pfleger v. Feil ein Wirt- 
schaftsinventar aufgenommen, aus dem vergleichsweise fol- 
gende Posten hervorgehoben seien: 1 Kuh (40 fl.), 1 Staub- 
mühle (6 fl.), 2 Trischln (48 kr.), 1 Sense (30 kr.), 1 
Henguhr (1 fl. 36 kr.), Backzeug (1 fl. 36 kr.), 1 Tisch 
(1 fl. 12 kr.), 1 Bettstädte (1 fl.), Kornfechsung bei 24 
Mandeln (12 fl.), Haferfechsung bei 3 Metzen (3 st. 36 kr.),.. 
10 Metzen Erdäpfel (4 fl.) usw. 
 
XVII. Wenn wir nun Rückschau halten, dabei den In- 
halt aller dieser aus den verschiedensten Zeitabschnitten stam¬ 
menden Inventare vergleichend überblicken und darin Hinsicht- 
lich vieler Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens, ihres 
Wertes und ihrer mehr oder minder gelungenen, oft ur- 
wüchsigen Bezeichnung einen langsamen, aber stetig fort- 
schreitenden Entwicklungsgang erkennen, so können wir die 
kultur- und sprachgeschichtliche Bedeutung dieser bisher noch 
nicht ausreichend gewürdigten, geschweige denn gesammelten 
Inventare ermessen, welche oft drastisch bis in Einzelheiten 
den jeweiligen Stand der Kultur des deutschen Hauses im 
unteren Mühlviertel widerspiegeln und es will uns fast eine 
gewisse Wehmut darüber beschleichen, daß jene (insoweit 
guten, alten) Zeiten längst unwiederbringlich vorbei sind, 
da ein Pferd samt Geschirr etwa 24 fl., ein mittleres Schwein 
kaum 2-3 fl., eine Kuh 9-10 fl., eine Henne 2-6 (höch- 
stens 10) kr., 1 Elle Leinwand 6-17 kr., ein Gewand 
1-3 fl., 1 Paar Schuhe 18-45 kr., 1 Liter Wein unge-
	        
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