Volltext: Fünfzehntes Bändchen (15. 1931)

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mancher Leser denken, aber die Antwort darauf ist leicht 
gegeben: das Innviertel war ja doch bis 1779 bayerische 
Provinz, der Bayer will aber Bier haben und verzichtet 
auf den Most, was er freilich nur zu seinem mehrfachen 
Nachteile tut, weswegen ja auch der bekannte bayerische 
Pfarrer Sebastian Kneipp einmal sagte: „Ich möchte nur 
wünschen, daß viele den Apfel- und Birnenwein an Stelle 
des Bieres setzen würden. Im Innviertel hat man Most 
erst seit ungefähr 1840. 
Für Mostzubereitung hatte schon Jakob von Grienthal, 
Besitzer des Schlosses Kremsegg, im Jahre 1600 eine An- 
Leitung verfaßt ; er empfiehlt da insbesondere die Verwendung 
von Holzäpfeln und -Birnen und sagt, daß der Most vom 
Frühobst nichts tauge. 
Die vor Einführung der jetzigen Maschinen bestandene 
Art der Mostung ist noch wohlbekannt: da gab es die „Obst- 
stößel", den „Stoßtrog" oder „Stoßgrander", wofür in 
größeren Häusern später der „Walzl" und runde Trog ein- 
geführt wurde, dann noch die ganz gewaltige Presse mit 
hölzernen, weitspurigen Spindeln; da gab es lauter schwere 
Arbeiten, bei welchen zur Vermehrung der Plage oft noch 
ein großer Teil der Nacht an den Tag angestückelt wurde. 
Diese sehr schwerfällige Art der Mostung war übrigens im 
Mühlviertel kaum viel älter als 100 Jahre, weswegen man 
bei uns auch nicht leicht wo eine Mostpresse treffen wird, 
welche noch im 18. Jahrhundert, also vor 1801, angefertigt 
wurde, lieber die ganz alte Art der „Mostung", die aber 
eigentlich gar keine war, haben alte Leute ihren staunenden 
Zuhörern noch Folgendes erzählt: Das zerstoßene Obst 
füllte man in einen Kübel, der sich nach unten erweiterte, 
und goß Wasser darauf, das durchsickerte und einen Teil 
des Obstsaftes mitnahm: die durch eine Oeffnung am unterm 
Rande des Kübels ablaufende Flüssigkeit nannte man nun 
Most; dieser konnte aber nicht aufbewahrt werden, da er 
bald sauer wurde; man hatte denn auch keine Fässer in 
den Häusern, sondern von diesem „Most" wurde immer nur 
soviel zubereitet, als in kurzer Zeit getrunken wurde. 
So wenig man aber in älteren Zeiten das Mosten ver- 
stand, das Obst wurde gleichwohl, nachdem es einmal ein- 
geführt war, bei uns in gebührender Weise geschätzt und man 
verlegte sich fleißig auf das Dörren, so daß es in manchen 
Häusern ganze Truhen voll Dörrobst gab und heiratete eine
	        
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