Volltext: Fünfzehntes Bändchen (15. 1931)

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Aus dem Bauernkriege. 
 
Welche Zustände während des Bauernkrieges auch in 
unserer Gegend herrschten, darüber erzählten sich alte Leute 
und erzählte mir Herr Josef Lachmer in Altenhof das fol- 
gende Beispiel: Der Wiesenbauer, Gemeinde Marsbach, war 
gerade mit dem Pflügen eines Ackers beschäftigt; da sah er 
von Stumberg her am Waldesrand gegen das Emmersdorfer 
Bründl zu einen Mann mit langem Rocke gehen. An diesem 
langen Rocke erkannte der Bauer, daß der Fremde ein Herr 
sein müsse und er erfaßte das Pflugshackl, das früher mit 
jedem hölzernen Pflug mitgeführt wurde, lief dem Manne zu 
und erschlug ihn mit dieser Hacke. 
 
Aus der Zeit des „Buamfanga". 
Aus dieser Zeit erzählte mir der oben erwähnte Josef 
Lachmer folgendes: Der Lehner in Stubbach bei Oepping 
hatte mehrere Söhne; ein paar derselben waren bereits zum 
Militär nach Italien auf Nimmerwiedersehen eingerückt, denn 
in den Seuchengebieten Italiens kamen die besten unserer 
Söhne um. Jetzt sollte ein weiterer Sohn, Anton, des 
Lehner auck einrücken, da aber das Anwesen des Vaters 
gerade niederbrannte, so durfte er über Erlaubnis des Pflegers 
von Marsbach noch ein Jähr verbleiben. Als nun dieses 
um war und das väterliche Haus halbwegs wieder aufgebaut, 
da sollte der Anton nun zum Militär; er wollte aber nicht 
und hielt sich in der Koblmühle auf, Zimmermannsarbeiten 
verrichtend. Da kam plötzlich ein Gerichtsdiener von Mars- 
bach mit einem großen Hund, um den Anton Lehner abzu- 
holen. Dieser aber ergriff schnell die Breithacke und entfloh. 
Ein weites Stück Weges war er gelaufen, als ihn die 
Kräfte verließen; er versteckte sich nun in einem Gebüsche. 
Da kam aber auch schon der Hund des Gerichtsdieners daher, 
dem aber der Verfolgte rasch entschlossen, mit der Hacke den 
Rücken durchschlug vor den Augen des nachstürmenden Ge- 
richtsdieners. Bei dem, was soeben geschehen, verließ aber 
letzteren der Mut und er suchte das Weite. Der Anton floh 
aber jetzt nach Bayern, wo er in Bölzedt bei Wildenranna 
Arbeit fand. Später wurde sein Familienname Lehner in 
Lachner umgeändert und ihm selbst die straflose Rückkehr 
ermöglicht. Dieser Anton Lachner wurde in der Folgezeit 
der Großvater meines oben genannten Gewährsmannes Josef 
Lachner.
	        
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