Volltext: Fünfzehntes Bändchen (15. 1931)

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Zimmer eingetreten, stellte dort den Kirschenast auf und 
befahl dem Notar, davon zu essen. Dieser war ganz ver- 
blüfft und wollte nicht zugreifen. Da wurde aber der Gidi 
grob und stieß Drohungen aus, worauf der Notar seinen 
Schreiber ersuchte, doch diesen Mann wegzubringen. Da 
schrie der Gidi: „Wenn der nicht gleich schaut, daß er weiter 
kommt, so schmeiß ich ihn zum Fenster hinab". Aus Angst 
aß nun der Notar fleißig von den Kirschen. Da rief der 
Gidi auf einmal: „Ist dir das noch zu wenig, so hast da 
auch noch einige Eier" und dabei schlug er diese so sehr auf 
den Tisch, daß der ganze Inhalt herumspritzte. Der Bräuer 
von Neundling stand aber unter der halb geöffneten Türe 
und bog sich vor Lachen nach allen Seiten. Endlich erschien 
die herbeigerufene Gendarmerie und befreite den so seltsam 
bewirteten Notar aus seiner Zwangslage. Aehnliche Stücklein 
vollführte unser Gidi, „der schönste Mann von Oberkappel" 
mehrere. 
„Die schlauen Finslinger." 
Von Finsling spricht man in aller Welt; ein Ort 
dieses Namens findet sich aber in der Nähe von Pfarrkirchen 
im Mühlkreise. Oft genug wird allerorts erzählt von den 
Taten der neun närrischen „Finslinger"; auch in unseren 
„Beiträgen" war von diesen schon zweimal die Rede, doch 
kann ich hiezu noch einen Nachtrag liefern. Wieder einmal 
zogen unsere neun wackeren Finslinger aus und sie wollten 
sich jetzt fest davon überzeugen, ob sie doch alle neun ber 
sammen seien. Sie stellten sich deswegen der Reihe nach 
auf und einer fing an, genau zu zählen, brachte aber dabei 
nur acht heraus. Er stellte sich nun wieder in die Reihe 
und ein anderer zählte, aber auch er brachte nur acht heraus; 
ietzt probierte es ein jeder, einer nach dem andern, aber immer 
waren ihrer acht, doch konnten sie das selbst nicht glauben, 
waren doch sonst immer ihrer neun gewesen. „Die heutige 
Zählung und Rechnung ist sehr schwierig," rief jetzt der 
All erschlau este unter ihnen, „aber wir müssen sie heute noch 
herausbringen". Nun forderte er auf, es sollte ein .jeder 
seine Haube der Reihe nach auf den Weg legen, worauf zur 
Sicherheit alle mitsammen die Haubenzählung vornehmen 
könnten. Das alles geschah und jetzt waren es wirklich 
neun Hauben, worüber die Finslinger eine ganz kindische 
Freude hatten und jetzt brachten sie es auch heraus, daß
	        
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