Volltext: Fünfzehntes Bändchen (15. 1931)

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stehenden Ausdruck, der vor ungefähr hundert Jahren entstan- 
den ist. Damals brannte in Kaffering nächst Mollmannsreith 
das Neidhartgut ab. Der Volksüberlieferung gemäß stamm- 
ten die Neidhardts aus Falkenstein und kauften sich in der 
Umgebung an. Einer derselben kam auch nach Kaffering 
und dieser war ein großer Schmuggler und soll mit seinen 
über die bayerische Grenze gebrachten Waren bis Verona in 
Italien gekommen sein, wenigstens haben ihn dort öster- 
reichische aus unserer Gegend stammende Soldaten getroffen. 
Zur Dämpfung des oben erwähnten Brandes waren auch die 
Mollmannsreither erschienen und diese wollten vor allem den 
neben dem Hause stehenden und auch schon vom Feuer sehr 
bedrohten Getreidespeicher räumen. Da trat ihnen aber 
Neidhardt entgegen und verwehrte ihnen die Ausräumung, 
indem er immer sagte: „Mollmannsreither, brennt's eng 
not" bis daß der Speicher von den Flammen verzehrt war. 
Es war nämlich der Getreidespeicher voll Schmugglerwaren 
und Neidhardt wollte lieber, daß diese verbrannten, als daß 
sein Schleichhandel an die Öffentlichkeit käme. 
 
„Der schönste Mann von Oberkappel." 
Vor einem halben Jahrhundert war in Oberkappel ein 
Mann, der häufig den Ausspruch machte: „Ich heiße 
Aegidius Baumgartner und bin der schönste Mann von 
Oberkappel". Er war ein ganz sonderbarer Mann; sehr 
häufig sah man ihn zu Pferde, wobei er sich aber nicht an 
die Straße hielt, sondern quer über Feld und Anger ritt, 
wie es ihm gerade einfiel. Einmal ritt er nach Lembach 
und kam dabei beim Bräuer in Neundling vorbei, der ihn 
anschrie: „Gidi, wo reitst denn heut hin?" Der Angerufene 
entgegnete: „Zum Notar in Lembach", und setzte bei: „Gib 
mir doch von diesem großen Baume einen Ast mit Kirschen 
zu kaufen". „Mit Vergnügen", antwortete der Bräuer, 
brachte eine Säge und Gidi war bald im Besitze des Ge- 
wünschten. „Aber, was tust du denn mit dem Kirschenast?" 
fragte jetzt der Bräuer und erhielt die Antwort „Den 
schenke ich dem Notar in Lembach". „Das ist aber zu 
wenig", entgegnete der Bräuer, „ich geb' dir da noch drei 
Eier darauf". Als Gidi die Eier hatte, ritt er mit diesen 
und dem Kirschenast ab. Der Bräuer lief aber schnell nach, 
denn er wollte das Stückl sehen, das der kuriose Gidi nun 
wieder aufführen würde. Letzterer war nun in des Notars
	        
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