Volltext: Vierzehntes Bändchen (14. 1926)

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auch an dies große Sterben. Also mitten im Walde ein 
Friedhof, ein Ort, wo viele unserer Vorfahren, alte und 
junge, welche bei diesem Massensterben jähe vom Tod erfaßt 
wurden, ihre letzte Liegestatt gefunden haben. Es ist das ein 
Ort, der jeden Menschen mit Scheu und Ehrfurcht erfüllen 
muß, ein Ort, der nicht vergessen wird, wenn ihn auch 
keine Mauer umfriedet und schützt. 
Was Wunder, daß oft hier dem nächtlichen Wanderer 
unheimlich zu Mute war, zumal bekannt war, daß nachts 
hier Lichter gesehen wurden, ja manche sogar Weinen und 
Jammern gehört haben wollten. 
Verschiedene Umstände beweisen, daß die eben erwähnte 
Pestsage einen wahren Kern enthält. Die Pest herrschte in 
dieser unserer Gegend 1634 und noch mehr 1649. Da aber 
die Totenbücher der Pfarre Ulrichsberg, wohin die Ortschaft 
Berdetschlag gehört, nicht mehr soweit zurückreichen, so kann 
über die Pest in Berdetschlag nichts Bestimmtes mehr an- 
gegeben werden. 
 
Der Julbacher Kirchturm am Julbacher Kirchtag. 
Worauf sich jung und alt schon lange freute, war wieder 
angebrochen: der Julbacher Kirchtag. Und was diesen erst 
interessant macht: Komödianten waren mit ihren „Häusel- 
Wagen" angefahren, hatten ihre Buden aufgeschlagen und 
ein hohes Seil aufgespannt. Das Ringelspiel war auch wieder 
gekommen, im Volksmund „Prater" geheißen; manche be- 
titelten auch seinen Besitzer mit „Herr Prater". Man war 
eben daran, die hölzernen Rösser abzuladen, wobei die 
Julbacher Jugend bereitwillig mithalf und unternehmungs- 
lustige und erfahrene Knaben an „Herrn Prader" bereits den 
Antrag stellten, morgen das Spiel treiben helfen zu dürfen, 
in Aussicht auf eine Gratisfahrt. 
Am Vortage ging es schon lebhaft zu. Nach Feierabend 
kam jung und alt, um seine Neugierde zu befriedigen. Die 
Komödiantenweiber zogen durch das Dorf, um durch Karten- 
aufschlagen und Wahrsagen Geschäft zu machen, wobei sie 
als Entgeld Heu für die Rosse oder Lebensmittel in Empfang 
nahmen. Mit Scheu wurden sie betrachtet, denn, daß sie 
was können (nämlich Hexerei und Zauberei), war den Leuten 
außer Zweifel. Das ganze Dorf war in Bewegung, Krämer 
schlugen ihre Stände auf, fremde Sprachen erklangen, denn 
alle Länder Oesterreichs hatte ihre Vertreter nach Julbach
	        
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