- 67 -
auch an dies große Sterben. Also mitten im Walde ein
Friedhof, ein Ort, wo viele unserer Vorfahren, alte und
junge, welche bei diesem Massensterben jähe vom Tod erfaßt
wurden, ihre letzte Liegestatt gefunden haben. Es ist das ein
Ort, der jeden Menschen mit Scheu und Ehrfurcht erfüllen
muß, ein Ort, der nicht vergessen wird, wenn ihn auch
keine Mauer umfriedet und schützt.
Was Wunder, daß oft hier dem nächtlichen Wanderer
unheimlich zu Mute war, zumal bekannt war, daß nachts
hier Lichter gesehen wurden, ja manche sogar Weinen und
Jammern gehört haben wollten.
Verschiedene Umstände beweisen, daß die eben erwähnte
Pestsage einen wahren Kern enthält. Die Pest herrschte in
dieser unserer Gegend 1634 und noch mehr 1649. Da aber
die Totenbücher der Pfarre Ulrichsberg, wohin die Ortschaft
Berdetschlag gehört, nicht mehr soweit zurückreichen, so kann
über die Pest in Berdetschlag nichts Bestimmtes mehr an-
gegeben werden.
Der Julbacher Kirchturm am Julbacher Kirchtag.
Worauf sich jung und alt schon lange freute, war wieder
angebrochen: der Julbacher Kirchtag. Und was diesen erst
interessant macht: Komödianten waren mit ihren „Häusel-
Wagen" angefahren, hatten ihre Buden aufgeschlagen und
ein hohes Seil aufgespannt. Das Ringelspiel war auch wieder
gekommen, im Volksmund „Prater" geheißen; manche be-
titelten auch seinen Besitzer mit „Herr Prater". Man war
eben daran, die hölzernen Rösser abzuladen, wobei die
Julbacher Jugend bereitwillig mithalf und unternehmungs-
lustige und erfahrene Knaben an „Herrn Prader" bereits den
Antrag stellten, morgen das Spiel treiben helfen zu dürfen,
in Aussicht auf eine Gratisfahrt.
Am Vortage ging es schon lebhaft zu. Nach Feierabend
kam jung und alt, um seine Neugierde zu befriedigen. Die
Komödiantenweiber zogen durch das Dorf, um durch Karten-
aufschlagen und Wahrsagen Geschäft zu machen, wobei sie
als Entgeld Heu für die Rosse oder Lebensmittel in Empfang
nahmen. Mit Scheu wurden sie betrachtet, denn, daß sie
was können (nämlich Hexerei und Zauberei), war den Leuten
außer Zweifel. Das ganze Dorf war in Bewegung, Krämer
schlugen ihre Stände auf, fremde Sprachen erklangen, denn
alle Länder Oesterreichs hatte ihre Vertreter nach Julbach