Volltext: Zehntes Bändchen (10. 1925)

- 6 - 
Langhalsen. 
(Von Luise Derschmidt in Arnreit.) 
Jedermann im Bezirke kennt das tragische Schicksal Langhalsens, dieses 
malerischen Oertchens im Mühltale am Fuße des Neufeldnerberges. Nicht lange mehr 
— und es wird unter Wasser liegen, vom Stausee verschlungen, wird wie die 
sagenhaften Städte Vineta, Vineta, Atlantis ec. der Versunkenheit angehören. 
Aber die Glocke von Langhalsen kann dann nicht mehr geheimnisvoll aus der 
Tiefe klingen, wie es in dem Märchen sonst erzählt wird. Denn sie wurde, die 
schon lange geschwiegen, nach Arnreit gebracht, um die im Kriege geopferte Kirchturm- 
glocke vorderhand zu ersetzen. Die Glocke ist gut erhalten, nicht groß, zeigt nebst der 
hübschen Kranzverziernug die Inschrift: Melchior Schorrer in Linz goß mich 1680. 
 
Werfen wir einen Blick zurück in jene Zeit. 
Der Name Langhalsen mag herstammen von der Bezeichnung „Hals" für eine 
Verengung, Langstreckung (Hals einer Flasche). Vielleicht ist hier damit der lang- 
gestreckte Hügel gemeint, der von der Mühlschleife umflossen ist und der Ortschaft 
gegenüber liegt. Andrerseits bedeutet das Wort „Halse" oder „Helse" im be- 
nachbarten bayerischen Walde eine wilde, felsige Gegend, nicht minder bezeichnend 
für manche Stellen des Mühlviertels überhaupt, und für das wildschöne, romantische 
Mühlgesäuse unterhalb Neufelden insbesondere. Die Ansiedelung Langhalsen gehörte 
im 17. Jahrhunderte der Herrschaft der „Heinißberger" an und wurde um 1688 
durch Kauf von Josef Kampmiller käuflich erworben. Die Familie Kampmiller stammt 
aus der „Kampmühle" am Leitenbache, Pfarre Sarleinsbach und hat sich im Laufe 
der Zeit in Langhalsen und Neufelden zahlreiche Verdienste erworben. Josef Kampmüller 
war Ratsbürger von Neufelden, Freiamtsverwalter und Mautner, erhielt auch 
den Reichsritterstand. Von seinen zwei Söhnen war es Mariophilus Zacharias 
Kampmiller, der sich als Erbauer des Schlosses Langhalsen in der jetzigen Gestalt 
ein Denkmal gesetzt hat. Er hatte am Linzer Gymnasium studiert und ging dann 
in den Staatsdienst. Es war ein bedentender Mann, der es in Wien unter 
Kaiser Josef I. zum k. k. Hofkriegsrat, geheimen Referendar und Kanzleidirektor 
gebracht hat. Nach dem Tode Josefs I. erhielt er den Auftrag, den Nachfolger 
des Kaisers, den letzten männlichen Habsburger Karl VI., der in Spanien weilte, 
nach Oesterreich zu begleiten. So eine weite Reise war damals natürlich mit 
vielen Mühen und Gefahren verbunden, zumal allenthalben Unfriede herrschte und 
Karl VI. wegen seiner allzugroßen, das eurrpäische Gleichgewicht bedrohenden Macht 
von vielen Seiten - Feinde fürchten mußte. Damals tat Mariophilus Kampmiller 
das Gelübde, neben seinem Schlosse eine Kapelle zu erbauen, wenn er glücklich von 
der Reise heimkehre. 
So entstand in dem Jahre 1714-1718 die Kirche von Langhalsen zu 
Ehren des „Heilands im Kerker". Sie besitzt einen Hauptaltar mit der großen 
Kreuzigungsgruppe und fünf Nebenaltären, war reich an Kunstschätzen jener Zeit, 
an Stukkaturarbeit, Reliquien, alten Oelgemälden in kunstvollen Barockrahmen, 
Statuen, Leuchtern und Gefäßen. Leider ist ein großer Teil davon schon verkauft 
worden. Besonders schön war ein Gemälde, eine erschütternde Szene aus der 
Geschichte des alten Testaments darstellend: Job im Elende, verspottet von seinen 
ehemaligen Freunden. Es wäre sehr zu wünschen, daß das noch Vorhandene 
in seiner Gesamtheit der Nachwelt als Denkwürdigkeit erhalten bleibe und in 
pietätvolle Hände käme, die den Altertums-, beziehungsweise Kunstwert der Dinge 
zu würdigen wissen und Mariophil Kampmillers Andenken ehren.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.