Volltext: Zehntes Bändchen (10. 1925)

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Am 22. Mai 1866 um 12 Uhr nachts wurde der Ort von einem großen 
Brandunglück heimgesucht. Das Feuer griff so schnell um sich, daß dabei auch das 
Kirchendach (leider Schindeln!) ergriffen wurde. Auch der Turm konnte nicht gerettet 
werden. Kirchenbuch und Turm brannten bis auf das Mauerwerk nieder. Die 
Glocken schmolzen fünf an der Zahl, drei größere und zwei kleinere. Auch die 
Orgel wurde ruiniert. Das Innere der Kirche blieb unbeschädigt. Die Neubauten 
kamen damals auf 8515 sl, 36 kr. Auf dem Wege der gesetzlichen Baukonkurrenz 
leistete der Patron — k. k. Religionsfond — 5517 fl. 52 kr. Der Assekuranzbeitrag 
war 2940 fl. Die neuen Glocken kosteten 1575 fl. 90 kr., wurden vom Glocken- 
gießer Franz Hollederer in Linz gegossen und im Jahre 1876 aufgezogen. Die 
Orgel wurde hergestellt durch Herrn Breinbauer und kostete diese Reparatur 275 fl. 
Der Turm wurde eingedeckt mit Weißblech (leider!) die Kirche mit Zinkblech. Warum 
man den Turm nicht auch mit Zinkblech eingedeckt, ist heute jedermann eigentlich 
unbegreiflich. Damals mochte man seine guten Gründe haben allerdings, vielleicht 
Ersparungsrücksichten, aber heute kostet eine Reparatur, besonders das Streichen ein 
Heidengeld. Wie viel wurde dafür bisher schon ausgegeben! Erst in letzter Zeit, 
im Krieg ist ein Streichen des Weißbleches notwendig geworden. 
Die Arbeit wurde vom Herrn Spenglermeister Meisl in Grein in solider 
Weise ausgeführt, und wer heute den Turm anschaut, sieht und merkt nichts von 
einer Reparatur. Die Farbe war halt auch wie fast alles damals — nur Ersatz! 
Sparen ist ja recht, aber nicht immer ist das zu ängstliche Sparen auch 
ein Nutzen. 
Das Zinkblech auf der Kirche hat sich gut bewährt und wirklich auch gelohnt, 
als im Jahre 1884 ein neuer Brand ausbrach, dem auch der Pfarrhof zum Opfer 
fiel. Der hohe Dachstuhl brannte total nieder, doch die Kirche in nächster Nähe 
blieb verschont. Durch diesen Brand und die vielen gleich darauf folgenden Regengüsse 
gingen leider auch die schönen großen Gemälde an den Wänden des großen Saales 
im Pfarrhof zugrunde und mußten überweißigt werden. Der Aufbau kostete damals 
4308 fl. 95 1/2 kr. Der Religionsfond leistete den Betrag von 1178 fl. 20V, kr., 
die Assekuranz zahlte 1200 fl. Das verzinkte Eisenblech war immer teuer und doch 
möchte ich am liebsten zu diesem Material greifen, wenn es sich vor allem um 
Blechreparaturen handelt, weil es sich vielfach rentiert durch Dauerhaftigkeit. Weißblech 
muß zum Schutze vor Rost doch von Zeit zu Zeit gestrichen werden. Und bei so 
hohen Gebäuden wie Kirche und Turm kostet die Arbeit allein mit Gerüstaufstellung 
schon eine große Summe. Diese Auslagen bleiben erspart bei verzinktem Eisenblech. 
Weil von der Kirche gerade die Rede, möchte ich fragen, wo war denn die 
sogenannte St. Jakobskapelle, von der ich schon früher Erwähnung getan? Die 
St. Jakobskapelle oder Jakobikirchlein stand dort, wo heute im Friedhof die 
Leichenkammer gebaut ist. 
Im Oktober 1909 wurde von der Gemeinde über schon mehrjähriges Drängen 
der Bezirkshauptmannschaft Perg eine neue Leichenkammer gebaut, und zwar in 
Uebereinkunft mit dem Pfarramte auf dem stets unbenützten Platze der Ruine des 
Jakobikirchleins ober dem Ossarium des hiesigen Friedhofes. Die hiesige Kirche 
bleibt Eigentümerin der Bauaera, für die nötigen Leichenrequisiten mußte ein Platz 
reserviert bleiben und ein Schlüssel zur Leichenkammer muß dem jeweiligen Pfarrer 
übergeben werden. Einen Revers mit diesem Inhalt hatte die Gemeinde zu unter- 
schreiben. Der Revers liegt beim Pfarramte. 
Eine wichtige Sache bei einem Hause ist die Wasserfrage. 1886 wurde vom 
damaligen hochw. Herrn Pfarrer Johann Kastner den Hausbesitzern auf Nr. 2 in
	        
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