Volltext: Zehntes Bändchen (10. 1925)

Beiträge 
zur 
Landes- und Volkskunde des Mühlviertels. 
 
Zur Gescdicbte der älteren Tonwaren-Erzeugung 
im Mühlviertel. 
 
(Von Kunsthistoriker Alfred Walcher, Schloß Feldegg.) 
 
l. Die Schwarzhafner an der Donau. 
Spät erst haben sich Landes- und Ortsmuseen entschlossen, auch Funde mittel- 
alterlicher Keramik — seien es auch nur Fragmente — in ihre Sammlungen auf- 
zunehmen. Was wir früher dort sehen konnten, war prähistorische, römische und 
der Neuzeit angehörende Keramik. Auf Kosten der Prähistorischen Gefäßkunde scheint 
das Festhalten und das Studium mittelalterlicher Keramik vernachlässigt worden zu 
sein, obwohl gerade aus der letzteren unsere bodenständige spätere Tonwarenerzeugung 
hervorgegangen ist. Zum Glück noch wurden mittelalterliche Gefäßfunde in einzelnen 
Fällen und in Unkenntnis ihres späteren Charakters dem prähistorischen Bestand 
der Aufsammlungen angereiht und uns auf diese Weise erhalten. Gewissenhaft wird 
dermalen in Wels durch Stadtrat Wiesinger, mit dem mich seit zwanzig Jahren 
die Freude an der Erforschung heimatlicher Keramik verbindet, Alles gesammelt, 
was in Wels und Umgebung an einschlägigen Funden zutage tritt. 
Mittelalterliche Gefäße und Scherben finden sich bei Niveauregulierungen, 
Umbauten, Kanalisierungen in den Städten und Märkten, gelegentlich der Arbeiten 
auf dem Felde, in den Gräben verfallener oder zerstörter Burgen, in der Tiefe 
gemauerter Brunnen, in älteren Ablagestellen für Kehricht und Schutt sowie schließlich 
im Bett der Flüsse und Bäche. Hier möchte ich an die Eigentümer der Mühlviertler 
Schlösser und Burgen die Bitte richten, ältere, wenn auch noch so unscheinbare 
keramische Funde — mögen dieselben nun der Gefäß- oder Kachelkunst angehören — 
nicht achtlos bei Seite werfen zu lassen, sondern diese zu sammeln. Denn gerade 
solche Funde sind, da die Oefen und Gefäße für den Bedarf der Burgen und 
Schlösser in der Regel aus der nächstliegenden Hafnerwerkstatt bezogen wurden, 
verläßliche Zeugen heimatlicher Handwerksarbeit. 
Im 13. bis 15. Jahrhundert hatten der Rhein und die Stadt Köln für 
den Westen die gleiche Bedeutung wie die Donau und Wien für den Osten des 
deutschen Reiches — die zwei vornehmsten Städte an den zwei wichtigsten Wasser- 
straßen des Landes. Schon früh entstanden an beiden Strömen bedeutende Betriebe, 
in gleicher Weise durch die beste Verkehrsmöglichkeit und günstige Absatzverhältnisse 
gefördert. Die Donauhafner dankten ihre Bedeutung und den guten Ruf ihrer 
Erzeugnisse den in unmittelbarer Nähe des Stromes liegenden Graphitgruben, deren 
Material zur Herstellung feuerfester Gefäße diente. 
 In Wien wird im Jahre 1375 ein Liephardus de Lineza als Hafner genannt. 
Es ist dies der älteste Nachweis eines Mühlviertler Hafners für das Mittelalter. 
Im Norden der Donau wurde damals mit graphithältigem Rohmaterial oder mit 
gewöhnlichem Hafnerton gearbeitet und den daraus hergestellten Gefäßen ein 
Graphitüberzug gegeben. Da das schwarze Geschirr aus stark mit Graphit gemischten 
Ton hinsichtlich der Dauerhaftigkeit als auch dem Aussehen nach einen Vergleich
	        
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