Volltext: Neuntes Bändchen. Die Entstehung und die rechts- und sozialgeschichtlichen Verhältnisse des Marktes Rohrbach in Oberösterreich (9. 1923)

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I. Der Aufbau des Landes. 
Die Abdachung des böhmischen Massives, zu dem der Mühlkreis 
gehört, erscheint allgemein betrachtet als eine sanft nach Süden geneigte 
Hochfläche. Gegen das Durchbruchstal der Donau zu endet sie in einen 
Steilabfall. Das Ganze setzt sich zusammen aus drei nebeneinander gereihten, 
sich nach Süden abdachenden breiten Anschwellungen, Plateauwellen, welche 
durch zwei meridional verlaufende Senken von einander gesondert, wellen- 
artig zu 700-800 Meter Meereshöhe ansteigen. Auf den Plateauwellen 
ziehen sich wieder Rücken dahin. Am schärfsten sind diese ausgeprägt in 
den Gebirgszügen des bayerischen und Böhmerwaldes. Oestlich des Ilzflusses 
heißt die Fortsetzung des bayerischen Waldes Passauer Wald. Seine Aus- 
läufer sind der Ameisberg und der Pfarrkirchener Rücken. Der Böhmerwald, 
gekennzeichnet durch den Dreisessel, Blöckenstein und Hochfichtel, senkt sich 
zum Sattel von St. Oswald, um sich jenseits desselben im Thomasgebirge 
und Sternstein fortzusetzen. Sein Ausläufer, Linzerwald genannt, tritt im 
Lichtenberg breit und massig gegenüber Linz an die Donau heran. Zwischen 
Passauerwald und Linzerwald schiebt sich in Form eines Keiles ein tiefer 
gelegenes Land mit 500-600 Meter Meereshöhe ein. Es wird von den 
beiden Müheln entwässert. Es ist dieses Land die Mühelsenke, von der 
man über den Sattel von St. Oswatd nach Böhmen gelangt, ein uralter 
Verkehrsweg. Weil der Passauer- und der Linzerwald mäßig aufragend 
aber breit und massig an die Donau herantreten, so müssen die von Innen 
kommenden Flüsse tiefe Schluchten einschneiden, um das Niveau der Donau 
zu erreichen. In den Passauerwald ist die Donau in die Plateauwelle 
hineingebettet, daher die tiefen Schluchten der Erlau und Ranna. Zwischen 
letzterer und der Mühelsenke erstreckt sich der Pfarrkirchener Rücken. Im 
Linzerwald ist besonders der jähe Abbruch der Plateauwelle gegen die Donau 
zu von Schluchten durchsetzt. So schneiden die Täler der großen und kleinen 
Rodel tief ein, die gegenüber dem Eferdinger Becken in die Donau münden 
und ebenso tief ist der Haselgraben eingerissen, der nördlich von Urfahr zur 
Donau verlauft. Zwischen Haselgraben und Rodel erhebt sich der Lichtenberg. 
Zwischen dem Linzerwald und dem Greinerwald erstreckt sich die Feldaist- 
senke, in welche östlich des Sternsteins bis in die Gegend von Schenkenfelden 
das Stromgebiet der Moldau hereingreift. Diese Senke verläuft über den 
Markt Oberhaid zum Moldau Knie, die alte Salz- und Eisenstraße aber 
führt über den Kerschbaumersattel zur Moldau. Der Greinerwald streicht 
auch herzynisch, die Rücken verlaufen aber nicht mehr parallel, die Flüsse 
nicht mehr herzynisch, sondern geraden Laufes zur Donau. Der nördliche 
Teil mit dem Vieh- und Ochsenberg heißt Freiwald. Von diesem fließen 
Maltsch und Leinsitz zur Moldau, Waldaist und Naarn zur Donau. 
Der Mühlkreis umfaßt also drei Plateauwellen, Gebirgszüge, die sich 
deutlich von einander abheben und zwischen diesen erstrecken sich zwei Senken, 
die Mühel- und die Feldaistsenke, welche von alten Verkehrswegen aufgesucht, 
die Verbindung mit dem nördlich des Böhmerwaldes und der Mallsch an¬ 
grenzenden Böhmen sehr erleichtern.1) 
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1) Hackel, Die Bestedelungsverhältnisse des oberösterreichischen Mühlviertels in ihrer 
Abhängigkeit von natürlichen und geschichtlichen Bedingungen.
	        
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