Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

zurückgeht, daß sie aus der Erzählungen ihrer Großeltern etwas überliefern könnten. 
Der Alltag beherrscht sie zu sehr — schriftliche Aufzeichnungen macht niemand. Wie 
schon in dem ausführlichen Aufsätze von Dechant Franz Berger über Altenfelden 
(1. Heft), mit wenigen Worten auch der Kirche in Feuchtenbach erwähnt und fest- 
gestellt ist, wurde schon im Jahre 1307 in einer Urkunde die Kirche in Feuchten- 
bach genannt. 
Diese Urkunde lautet ihrem Inhalte nach: ,,1307. 22. Juni. Ortneid von 
Tannperch und seine Hausfrau Margaretha versetzen dem Kloster Schlägl einen 
Hof zu Feuchtenbach bei der Kirchen um 10 Pfund." (Wie haben wir dies 
„Versetzen" aufzufassen? Waren die edlen „Tannpercher" in Geldnot?) 
Werfen wir einen Blick auf die damaligen Geschehnisse in der Weltgeschichte, 
so können wir es nicht für unwahrscheinlich halten; in Oesterreich und Deutschland 
herrschte der mißtrauische König und Herzog Albrecht I., Rudolf von Habsburgs 
Sohn. Ein Jahr später wurde er von seinem Neffen Johann Tarricida ermordet. 
Man weiß, wie sowohl Rudolf als Albrecht an den Raubrittern Strenge übten. 
Und wenn man auch nicht annimmt, daß die Mühlviertler Burgenbesitzer besonders 
viel zu rauben hatten — Engel mögen sie auch nicht gewesen sein. Aufstände im 
Heimatlande, Freiheitsbewegung in der Schweiz, (Eidgenossenschaft) Unruhe auf 
allen Seiten machte wohl auch das Leben in dem abgelegenen Mühlviertel schwer. 
Doch keine Abschweifung! Die Kirche in Feuchtenbach stand also 
schon 1307. Die Pfarre Alteufeldeu wird zuerst im Jahre 1242 erwähnt, 
also ist anzunehmen, daß die Gründung der Filialkirche ziemlich bald nach der 
Entstehung der Hauptkirche erfolgt sein dürfte. Vielleicht reicht sogar die Erbauung 
der beiden Kirchen noch weiter in die Vergangenheit zurück, als die beiden Urkunden. 
Das Geschlecht der „Veuchtenpeckhen" hatte im heutigen Feuchtenbach seinen 
Stammsitz, es wird angenommen, daß diese Herren die Erbauer der Filialkirche 
waren. Der Name Feuchtenbach ist außer an den erwähnten Dörfern Ober- und 
Unterfeuchtenbach noch erhalten am Bache bei Langhalsen und dem Wäldchen ober- 
halb desselben: Feuchtenbachl, Fenchtenbachwald. 
Dechant Berger erwähnt in seiner Arbeit, daß 24 Stiftungen bei der Filial- 
kirche waren, darunter drei gesungene Aemter an bestimmten Tagen: 
1. Zu Johannes Evangelist. 2. Zu Johannes Baptist. 3. Zu Leonardi. 
Mit der Erzählung meiner alten Bäuerin stimmt die Tatsache überein, daß 
die Filialkirche in Feuchtenbach im Jahre 1790 durch Josef des II. Verfügung ge- 
sperrt wurde. Was an den Worten der Erzählerin Wahrheit oder Sage sei, über 
Erlebnis und Charakter des betreffenden Bauers, kann natürlich nichts bewiesen 
werden, ist auch gar nicht nötig. Da spinnt eben die Sage ihre bunten Fäden, 
das ist ihr Recht von altersher. 
Erwähnenswert ist weiters noch folgendes: 
Im Hause des Bauern Ignaz Gahleitner in Feuchtenbach waren, wie mir 
der Besitzer selbst erzählte, lange Zeit die bemalten Bretter mit den Apostelbildern 
aufbewahrt. Mit Bedauern sprach dieser Bauer davon, daß er die noch gut er- 
haltenen Holzbretter einmal zur Ausbesserung seines Hauses verwendet habe, er 
habe es damals nicht bedacht, daß die Sache einen Wert haben könnte. Wer weiß, 
wieviel ans dem Innern der Kirche im alten Gerümpel lag und von Altertums- 
sammlern, die ja jedes Hüttchen fanden, um einen Spottpreis erworben und den 
Tändlergeschäften der Städte zugeführt wurde. 
Der „Pfarrhof" in Feuchtenbach hatte bis vor Kurzem schon im Aeußern 
sein ehrwürdiges Alter und seine Bestimmung nicht verleugnen können. Da gab es
	        
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