Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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noch den Griesbacher Besitz zwischen der kleinen und großen Mühl mit dem Markte 
Neufeld en, nachdem die Griesbacher um 1219 ausgestorben waren. Zudem hatte Passau 
außer der schon genannten Herrschaft Wildberg auch noch anderen Eigenbesitz auf 
österreichischem Boden, beherrschte den Handel auf dem durch den Haselgraben am 
Schloß Wildberg vorbeiführenden Saumweg, sowie größtenteils auch auf dem 
„Königssteig" (via regia), den von Neufelden an lange durch Passauer-Gebiet ging 
und schließlich, um ja die Sicherheit voll zu machen, hatte Passau die Mühllinie 
auch gut befestigt, zum Teil sogar auf linksseitigem Eigenbesitz; man denke nur an 
die sieben Passauischen Vesten am Unterlaufe der Mühl: Pürnstein, Schönberg, Neu- 
felden, Schallenberg, Grub, Gneisseuau und Partenstein. Aber trotz alldem unterlag 
Passau dem wirtschaftlichen und politischen, wenn auch durchwegs unblutigen Kampfe 
der österreichischen Herzoge. 
Diese verstanden es, vor allem den Handel nach Böhmen zum sehr großen 
Teile in ihre Gewalt zu bekommen, indem sie dem Saumwege, welcher von Urfahr 
über Gallneukirchen, Neumarkt und Freistadt nach Böhmen führte, außergewöhnliche 
Vorrechte durch Straßenzwang verliehen, wodurch der Handel nicht bloß durch den 
Haselgraben, sondern auch auf dem Königssteig fast lahmgelegt wurde. Letzterer 
war für den Passauischen Markt Neufelden die „Schmalz, und Salzstraße" gewesen, 
welche den Ort leben ließ, jetzt aber sank der Wert der Markthäuser durch das 
so starke Nachlassen des Handels auf der genannten Straße auf ein Drittel gegen 
früher herab. (Vergleiche Haßleder „Geschichte Neufeldens", Seite 35.) Gleichwohl 
hätten aber solche wirtschaftliche Mißstände Passaus Herrschaft bei uns noch nicht 
erschüttern können; doch es kamen politische Ereignisse, die Oesterreich ausnützte 
und so Passaus Landeshoheit verdrängte. 
Durch die Wahl Rudolfs von Habsburg hatte „die schreckliche, kaiserlose 
Zeit" geendet 1273; in dem Bestreben, eine feste Hausmacht zu erhalten, belehnte 
der genannte Kaiser 1283 seinen Sohn Albrecht mit Oesterreich, sodaß also dieser 
nun der Herzog Oesterreichs geworden. Während der kaiserlosen Zeit war alle 
mögliche Gewalttätigkeit vorgekommen, besonders aber Raubritterei, deren sich auch 
der Passauische Ministeriale ans Marsbach schuldig gemacht hatte, weswegen jetzt 
diese Burg als Reichslehen eingezogen wurde; im Jahre 1288 ließ sich nun Herzog 
Albrecht mit dem Schloß Marsbach belehnen, gab es aber dann wieder an Passau 
zurück. Das war ein Vorspiel gewesen. Innerhalb der Passauischen Herrschaft in 
unserem Mühlviertel war noch immer das reichsfreie Gebiet Falkenstein, das nur 
1272 im Besitze des Zawisch, aus dem böhmischen Geschlechte der Witigonen, zu¬ 
treffen. Dieser war nun 1289 der Reichsacht verfallen uud nun war wieder Herzog 
Albrecht schnell zur Hand, um diese Acht zu vollziehen. Er erschien mit seinen 
Scharen vor Schloß Tannberg, das wahrscheinlich mit Zawisch verbündet war und 
eroberte es mit Hilfe seiner Belagerungsmaschinen; nun ging's gegen die für un- 
einnehmbar gehaltene Veste Falkenstein an der Ranna, derer sich Albrecht tatsächlich 
nicht bemächtigen konnte. Er selbst zog deswegen ab und überließ die Belagerung 
den drei ihm ergebenen Wallseer Brüdern Eberhard, Heinrich und Ulrich, welche 
Falkenstein endlich aushungerten. So war jetzt 1290 Falkenstein, der weitaus stärkste 
Punkt des oberen Mühlviertels, in den Händen des mächtigen österreichischen Herzogs 
und dadurch auch schon die österreichische Landeshoheit zwischen großer Mühl und 
Ranna begründet! Passau behielt im eben genannten Gebiete wohl noch seinen 
Besitz, aber es verlor da die bisherige Reichsunmittelbarkeit; es strengte nun Passau 
alle seine Kräfte an, um hier die entschwundene Landeshoheit vielleicht doch noch 
zu retten. Gegen Albrecht wurde zwar nichts unternommen, aber Passau kaufte
	        
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