Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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bedeutende Lasten, besonders aber Salzstöcke, den Leuten von Obermühl nach Nieder- 
kappel trug. Das war wohl eine „Säumerei"! Den wirklichen Namen dieses ge- 
waltigen Trägers hörte man gar nie, sondern immer wurde gesagt, daß er wegen 
seines schiefen Halses allgemein genannt wurde „der Scheelkops". 
 
Die Bevölkerung des oberen Mühlviertels und deren 
staatliche Zugebörigkeit in alter Zeit. 
(Von Johann S i g l, Pfarrer i. R. in Kleinzell. ) 
Ueber die älteste Bevölkerung unseres Gebietes herrscht noch immer viele 
Unsicherheit. Da an der großen Mühl verschiedene Gegenstände auS der jüngeren 
Steinzeit, sowie solche ans den ersten Metallen gefunden wurden, welche doch nicht 
alle nur von durchziehenden Händlern können verloren worden sein, so muß also 
das Mühltal schon in sehr alter Zeit wenigstens ganz spärlich besiedelt gewesen 
sein. Um 500 vor Christus kamen die keltischen Bojer in das heutige Böhmen und 
offenbar auch in unsere hiesige Gegend; den gleichen Namen nahmen auch die 
wenige Jahre vor Christi Geburt nach dem jetzigen Böhmen gekommenen deutschen 
Markomannen an, welche nachher als Baiwaren (Bajuwaren, Boaren) aufscheinen. 
Gar manche das über unsere älteste Bevölkerung werden sich noch ergeben, 
wenn einmal die verschiedenen künstlichen Hügel fachkundig eröffnet werden, wie sich 
solche finden bei Hühnergeschrei an der kleinen Mühl, aber auch an der großen 
Mühl bei der Ruine Schönberg, bei Lah, in der Nähe des Sachsenhofergutes, beim 
Turmbauer, Ortschaft Neudorf usw. Möge sich aber ja kein Unberufener dazu ver- 
leiten lassen, einen solchen Hügel aufzugraben, es würde dadurch nur das, was 
darin liegt, vernichtet werden; dagegen wäre es sehr zu wünschen, daß doch einige 
Mittel aufgebracht und freiwillige Arbeitskräfte beigestellt würden, damit doch vor- 
läufig wenigstens ein solcher Hügel fachkundig erschlossen werden könnte. Um Auf- 
schlüsse über unsere älteste Bevölkerung zu bekommen, müssen aber auch noch durch- 
forscht werden unsere vielen „Erdställe", das sind die künstlichen Gänge, schlüsse sich 
unter zahlreichen Häusern, aber auch im Freien bei uns finden. Von diesen Erd- 
ställen sind in unserem Gebiete bisher erst zwei durchforscht worden, nämlich der 
beim Mayrhofergute oberhalb Hühnergeschrei und der in der Ortschaft Klotzing bei 
Niederkappel; im ersteren fanden sich Gefäße aus dem vierten christlichen Jahr- 
hundert; der zweite war leer, aber ist durchwegs in Stein eingehauen, was man 
bisher erst ein paarmal gefunden, obwohl schon eine sehr große Menge „Erdställe" 
entdeckt wurden. 
Wohl Anfang des 6. Jahrhunderts nach Christus zogen noch heidnische Bai- 
waren aus Böhmen in das heutige Oesterreich und in jenes Land, das heute noch 
nach ihnen „Bayern" heißt. Das unwirtliche Mühlviertel wurde aber damals von 
ihnen nur sehr spärlich besiedelt; als solche altbayerische Siedelungen gelten die 
späteren „freien Aigen" oder „Freibauern" ; die meisten derselben fanden sich im 
Tale der großen Mühl, wo auch, wie schon eingangs erwähnt, Funde aus der 
jüngeren Stein- und ersten Metallzeit gemacht wurden ; bei der Suche nach etwas 
milderen Klima haben also diese ersten Baiwaren in unserer Gegend auch alte 
Siedelungsspuren gefunden. 
Ungefähr gleichzeitig mit den Baiwaren, oder, wie wir jetzt sagen, Bayern, 
kamen auch Slawen in unsere Gegend, welche sich mehr auf den Höhen niederließen;
	        
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