Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

daß die Eremiten aufzuhören haben. Für sein ferneres Leben beherzigte er den 
Ausspruch des heiligen Apostels Paulus: „Wer heiratet, tut gut", befaßte sich näher 
mit der Wirtschafterin des Pfarrers, lernte sie schätzen und lieben und führte sie 
zum Traualtare. Die Leute nannten die neue, seltsame Frau die „Einsiedlerin"; 
sie litt es aber nicht und zog mit ihrem Gemahl vom Einsiedlerberge am Müheleck 
nach Rohrbach, wo sie und ihre Nachkommen es zu Wohlstand und Ansehen brachten, l) 
* * 
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Ergänzungen zum Artikel: Steinbruch. 
(Heft 7, Seite 1 ff.) 
Wie sehr der fromme Stifter Gregor von Starhemberg das von ihm erbaute 
Kirchlein liebte, beweist, daß er dem Lienhart Schmidt in Feuchtenbach die nach 
Pürnstein schuldige Steuer per 10 Sch. schenkte, so daß er nur mehr 60 Pf. zu 
zahlen hatte. Dahin versprach dieser durch Revers vom 12. Juni 1514, daß er 
jährlich 60 Pf. zur Kirche in Steinbruch zahlen werde. Gregor kaufte, für diese Kirche 
von Wolfgang Schnel, Benefiziaten in Gratzen, dessen Geschwistern Hans Schnel 
in Wien und Margareth, verehelichte Stelzin, deren Point im Burggeding zu Velden, 
die sie von ihrem Vater Sixtus, Fleischhauer zu Velden, geerbt hatten und zur 
Kirche und dem Markte Neufelden dienstbar war, am 25. Juni 1517, dafür nahm 
er die 2 Pf. Pf. auf dem Hinterstallingerhofe in der Pfarre Grünbach, der er, und 
8 Pf., die Georg Graf zu Schaumburg nach Steinbruch gestiftet hatten, als zu wenig 
zur Haltung des Gottesdienstes zurück. Dann kaufte er von Anna, Witwe des Leonhard 
Lehner zu Lembach, und ihren Kindern Lienhart, Hans und Katharina ihren halben 
Zehent auf dem Hofe zu Scheibelberg, Pfarre Rahrbach, und den ganzen Zehent auf 
dem Niederngute zu Gratzing in der Pfarre Pfarrkirchen, beide starhembergische Lehen, 
am 2. Dezember 1519 und von Stephan Reitter, Vikar zu Altenfelden, dessen 
Zehent in den Pfarren Sarleinsbach und Pfarrkirchen am 2. Jänner 1520; ferner 
von Stephan Großhaup und seiner Gattin Kunigunde ihren Zehent zu Edlbach 
(Edlböck in der Ortschaft Steinbruch) am 19. Dezember 1519. Der Marmorkreuzweg 
wurde nicht erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts errichtet, sondern ist viel älteren 
Datums. Gregor von Starhemberg ließ ihn wohl zur Zeit, da er Steinbruch erbaute, 
errichten. Somit fällt seine Entstehung schon ins erste Jahrzehnt des 16. Jahr- 
hunderts. Ein Beweis dafür ist das Hauptbild der Kreuzweg-Grnppe, welches das 
Wappen Gregors am unteren Ende links, den starhembergischen Panther, aufweist, 
während die rechte Ecke das rosenbergische Kleeblatt, das Wappen seiner Gemahlin, 
zeigt. Im 17. Jahrhundert gehörte Pürnstein den protestantischen Jörgern; diese 
hätten gewiß an keine Errichtung von Kreuzwegstationen gedacht. Somit ist diese hübsche 
Arbeit schon über 400 Iahte alt. Es geht die Sage, 2) daß diesen Kreuzweg eine 
Gräfin wegen Schlaflosigkeit gestiftet habe, daß sie sodann vom Schlosse Pürnstein 
bis zum Kirchlein in Steinbruch auf den Knien gerutscht sei und darauf wieder 
schlafen konnte. * * * 
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1) J. K, Markus, Mühlkreisbahnführer, S. 103, 104, und I. Winkler, Die jüngsten 
Ortschaften unserer Gegenden in den Beiträgen zur Landes- und Volkskunde des Mühl- 
viertels, 7.Bändchm, S. 69, 70. 
2) Diese Legende ist entnommen einem Briefe des Stiftsbibliothekars Albin Czerny 
an Pfarrer Pailler. Als Quelle dieser Sage ist dort angegeben: Band 1 des Altertums-Ver- 
eines, welcher 1856 erschien. Der Brief liegt im Pfarrarchiv von St. Peter und trägt als 
Datum den 9. Mai 1891.
	        
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