Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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Frauenthaler verpflichtete sich dafür zu jährlichen Gottesdiensten für den Spender. 
Dieser selbst bestimmte dann in seinem Testamente auch noch, es sei dem Haupt- 
Pfarrer von Niederwaldkirchen, Andreas Balbenhaupt, gegen Abhaltung von Stift- 
messen ein Garten in der Hofwiese des Schlosses für die Kirche Kleinzell zu über- 
geben, welch letzten Willen seine hinterlassene Witwe Anna im Jahre 1453 aus- 
führte. Der Sohn dieser Stifter, Hans1), vertauschte dann 1481 mit dem Haupt- 
pfarrer Stephan Truchmann ein weiteres Stück seiner Hofwiese gegen eine kleine 
an der Friedhofmauer anliegende Wiese, welche offenbar unserer Kirche noch aus 
der Zeit Eppos gehört hatte. Hans Diendorfer machte schließlich 1495 noch eine 
große Stiftung zu unserer Kirche, indem er derselben gegen Seelenmessen „auf 
St. Jakobusaltar nächst der Kanzel" (jetzt Marienaltar) seine ganze Hofwiese überließ2). 
Die Seelenmessen, heißt es im Stiftbriefe, sind zu lesen für alle die, deren Namen 
verzeichnet sind auf einer neben dem Predigtstuhl hängenden Tafel3). Alle Dien- 
dorfer Stiftbriefe sind auf Pergament geschrieben und befinden sich mit den an- 
gehängten Siegeln im Archive des Stiftes St. Florian. Die Gründe aus den Dien- 
dorfer Stiftungen betragen zusammen bei sieben Joch und samt den Schallenberger- 
gründen hatte nun die Kirche bei 19 Joch; sie übergab davon bei sechs Joch 
(Aecker und Wiesen) zur Benützung dem Lehrer, der zugleich Mesner war, daher 
eine Kirchenwiese, die noch immer vom Mesner benützt wird, bis heute Schul- 
anger genannt wird, und bestimmte das Uebrige als Pfarrhofgrund. Die Pfarr- 
pfründe Kleinzell hatte nun Aecker und Wiesen, aber noch keinen Wald; doch auch 
dieser kam. Im Jahre 1502, unter dem Hauptpfarrer Wolfgang Pichler, stiftete4) 
nämlich Stephan Heiß auf dem Heißengute einen bei 16 Joch großen Wald, den 
„Sturmwald5)", zur Kirche, ebenfalls gegen Abhaltung von Seelenmessen. Dieser 
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1) Hans Diendorfer besaß das Schloß Gneussenau, wenigstens einige Zeit, gemeinsam 
mit seinem Bruder Stephan, dessen Grabdenkmal sich an unserer Kirchenmauer befindet; auf 
demselben sind aber mit Mühe nur mehr die folgenden Worte zu lesen: „ .. . Edl und vest 
Steffan Dyendorffer, der ist gestorben am Montag vor sand Watholomä tag ..Urkundlich 
wird dieser Stephan im Jahre 1500 das Internal genannt. 
2) Diese Wiese wurde übergeben dem „Pfarrer von Waldkirchen Hans"; letzterer 
scheint sonst nirgends auf und ist wahrscheinlich nur Pfarrprovisor in Niederwald kirchen ge- 
wesen, da daselbst im gleichen Jahre 1495 auf den Pfarrer August Seevogl der Pfarrer 
Wolfgang Püchler folgte. 
3) In alten Zeiten war es Brauch, die Namen der Verstorbenen, besonders der 
Kirchenwohltäter auf Tafeln zu schreiben, welche man Diptychen nannte; diese Namen wurden 
beim Gottesdienste abgelesen, oder es wurden die Tafeln mit den Namen an den Kirchen¬ 
wänden angebracht, wodurch auch die Kirchenbesucher an das Fürbittgebet gemahnt wurden. 
Einen Ueberrest dieser sehr alten Sitte bildet auch noch immer das Ablesen der sogenannten 
Jahresbitten, welches ja auch für gewöhnlich eingeleitet wird mit Worten wie: „Dem Gebete 
werden empfohlen alle Wohltäter dieses lobwürdigen Gotteshauses." Das hohe Alter solcher 
Einleitungen allein spricht auch schon für deren Beibehaltung. 
4) Am 2. Juni 1502; vom Stiftbriefe wußte man während der zwei letzten Jahr- 
hunderte durch lange Zeit nichts mehr, auch schon der Name des Stifters war unbekannt 
geworden und der Gottesdienst für ihn wurde gehalten „für den ungenannten Stifter des 
Sturmwaldes" oder „für den Sturmwohltäter". Durch den Patronats- Verwalter Johann 
Breßlmayr wurde aber im Jahre 1864 der in mehrfacher Hinsicht sehr interessante Stift- 
brief wieder aufgefunden; über seine in unserer Zeit fast unverständlichen bodenrechtlichen 
Bemerkungen gab Propst Jodok Stülz, ein gründlicher Kenner alter Einrichtungen, über 
Wunsch des bischöflichen Ordinariates eine „Aeußerung" ab, durch die wieder volle Klarheit 
geschaffen ist. 
5) Im Stiftbriefe sagt Heiß, er gebe seine „oed genannt die sturmyn". Das Wort 
Oed (Oed, Edt) bedeutete bei unseren Vorfahren auch so viel wie „Besitz", daher unsere ver- 
schiedenen Ederbauern, wie Sturmeder — Sturm ist die Kurzform für den altdeutschen 
Personennamen Sturmher, also Sturm-s-edt = Sturmsbesitz. Dieser Bauernhof Sturmed
	        
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