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nicht bloß immerfort in geistiger Vereinigung, sondern suchte mit denselben auch
Verbindung herzuhalten durch zahllose „Feldbriefe" und „Feldkarten" und Pakete,
hauptsächlich mit Lebensmitteln; leider erreichten aber viele Sendungen nicht ihr
Ziel. Unvergleichlich mehr, als wir zu Hause, haben jedoch unsere „abwesenden
Brüder" geleistet, sie haben die bittersten Anstrengungen und Entbehrungen und
Gefahren und Krankheiten und Verwundungen und Gefangenschaften ausgestanden
und zahlreiche von ihnen halben auch ihr Leben unter den größten Qualen und
ferne von ihren Angehörigen hingegeben, es hingegeben für uns, um unser Leben
und Eigentum zu schützen. Es starben des Heldentodes 32 Pfarrangehörige und
fünf sind noch immer seit dem Kriege vermißt. Aus der russischen Gefangenschaft
kamen acht und aus der italienischen zwölf Kleinzeller wieder zurück; einer, Josef
Breitenfellner von Apfelsbach Nr. 26, war zuerst schon in russischer Gefangenschaft
gewesen und fiel dann auch noch in die italienische. In aller Treue und Tapferkeit
haben sich die Söhne unserer Pfarrgemeinde für das Vaterland geopfert und zahl-
reiche von ihnen erhielten auch Kriegsauszeichnungen, Pirngruber Leopold, von
Kleinzell Nr. 3, sogar deren vier.
Ihren Opfern des Weltkrieges wird, die dankbare Pfarrgemeinde Kleinzell
noch ein würdiges Denkmal errichten, auf dem die Namen derer, welche nicht mehr
zurückgekommen, verewigt werden sollen; auch wäre ihrem Andenken noch eine eigene
„Kriegerglocke" zugedacht, falls die Mittel für dieselbe aufgebracht werden können.
Durch den für uns ganz schrecklichen Ausgang des Weltkrieges sind wir tief
niedergebeugt, aber nicht gebrochen, vielmehr vertrauen wir auch im allerschwersten
Unglück auf den allgütigen Gott, der die Seinen niemals verlassen wird!
* * *
Ueber Archiven.
(Von Johann Siegl, Pfarrer i.R. in Kleinzell.)
Sowohl Einzelpersonen als auch ganze Körperschaften verwahrten noch immer
die sie betreffenden wichtigen Schriftstücke und für eine solche Schriftensammlung
führte sich der aus dem Griechischen stammende Name Archiv ein. Da solche Archive
Aufschluß geben über Anfang und Besitz, über Rechte und Pflichten usw. einer wirk-
lichen oder Rechtsperson, z. B. einer Gemeinde, Kirche, eines Marktes, einer Herrschaft
oder Innung, so verwendete man schon von jeher große Sorgsalt darauf, die da
hinterlegten Schriftstücke zu schützen vor Staub und Nässe, vor Feuer, Entwendung
und jeder sonstigen Zerstörung. Freilich waren solche Sicherungen oft genug nicht
hinreichend gegenüber der Gewalt der Naturkräfte oder feindlicher so sodaß
schon überaus viele wichtige Archivgegenstände zugrunde gegangen sind, wobei oft
auch verständnislose Gleichgültigkeit und boshafte Zerstörungssucht einzelner Menschen
tapfer mitgeholfen haben. Solche Verluste sind aber jeder Zeit schwer zu beklagen,
und zwar nicht bloß für die Persönlichkeit oder Körperschaft, deren Eigentum das
Archiv ist, sondern auch für die Allgemeinheit, deren Geschichte ja auch zum größten
Teile aus den einzelnen Archiven geschöpft werden muß.
Gute Verwahrung und Pflege der Archive muß daher das Bestreben aller
sein. Die Kirchenverwaltungen haben denn auch immer ihre wichtigen Schriftstücke
zum Kirchenschatze (heilige Gefäße, gottesdienstliche Kleider, Kleinodien usw.) gerechnet
und sie daher gleich dem Kirchenschatze selbst in der Sakristei in einer eisernen Kiste
aufbewahrt. Letztere hatte und hat dreifache Sperre und den ersten Schlüssel führt