Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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„Stammenbuch", konnte aber in demselben seine Familie urkundlich nur bis 1320 
zurückführen; weil er aber, so wie seine Zeitgenossen überhaupt, das Bestreben 
hatte, seine Abstammung möglich weit zurückzuverlegen, so nahm auch er seine 
Zuflucht zu „Rüxners Turnierbuch", in welchem auch den Schallenbergern eine 
lange Ahnenreihe freigebig zugesprochen wird, wobei aber alles erfunden ist, was 
man nicht beweisen kann. So schrieb Georg Christoph im Jahre 1628 an den 
Propst von St. Florian, sein Geschlecht habe die Vogtei über Kleinzell, die 1625 
der Kaiser dem Stifte St. Florian übergeben hatte, durch 600 Jahre innegehabt. 
Seinem Geschlechte ließ im Jahre 1620 Georg Christoph in St. Ulrich einen doppelten 
Gedenkstein setzen, der, wenigstens seit 1765, vor den Altarstufen des dortigen 
Kirchleins liegt und auf welchem er sagt, es sei hier die Stätte der alten Burg 
St. Ulrich, auf der 1320 Seibod von Schallenberg gelebt; hier, als auf seiner 
Stammburg, habe das berühmte Geschlecht der Schallenberger geblüht in ununter- 
brochener Reihenfolge durch mehr als 500 Jahre. Natürlich konnte er aber diese 
letztere lange Zeit ebensowenig beweisen, wie die 600jährige Vogtherrschaft seiner 
Familie über Kleinzell. Uebrigens hat dieser Schallenberger den Ruhm der Welt 
richtig eingeschätzt, denn er schließt seinen Gedenkstein in St. Ulrich mit dem Aus- 
rufe, eitel sei alles und zu begrüßen sei nur ein möglichst guter Tod. Dieser Georg 
Christoph war „Ritterstandsverordneter, oberster Proviantmeister und ließ sich . . . 
sonderlich bei Einrichtung der Landesordnung rühmlich gebrauchen", wofür er 1636 
in den Freiherrnstand erhoben wurde. Sein Sohn Christoph Ernst wurde 1666 
Graf und sein Geschlecht hatte im Verlaufe der Zeiten verschiedene neue Güter 
durch Heirat und Kauf, auch solche in Niederösterreich, erworben; nun fing aber 
Christos Ernst an, seine oberösterreichischen Besitzungen zu veräußern. So verkaufte 
er 1660 das „Freigericht St. Ulrich", bestehend aus 12 Höfen, 12 Gütern, 
13 Häusern und 23 ledigen Stücken, an das Stift Schlägl und sein Sohn Christoph 
Dietmar verkaufte 1675 auch noch Biberstein und Schallenberg, und zwar an das 
Schloß Helfenberg, und die Schallenberger zogen sich jetzt nach Niederösterreich 
zurück, wo sie gegenwärtig noch in Wien leben. 
Für alles, was dieses Geschlecht Oberösterreich und insbesondere dem Mühl- 
viertel Gutes erwiesen, wird ihm der schuldige Dank gesichert bleiben. Die Kirche 
in St. Ulrich, die St. Johanniskapelle (jetzt Schule) im Friedhof Niederwaldkirchen, 
die dortige St. Blasiuskapelle, der Kirchenturm Kleinzell und das dortige Presbyterinm 
mit dem alten Sakramentshäuschen sind noch immer schöne bauliche Erinnerungen 
an die Schallenberger und die Ruine Schallenberg, das „Schallnhaus", bewahrt 
uns auch noch immer den Namen dieses alten und verdienten Mühlviertler- 
Geschlechtes. 
Die Ruine Schallenberg gehört heute noch zur Herrschaft Helfenberg; die 
Stelle des einstigen Schallenberger Stammschlosses zu St. Ulrich (in einiger Ent- 
fernung von der Kirche) ist noch gut kenntlich und dort findet sich auch noch der 
bezeichnende Flurname „Vogltenn". 
Das „Freigericht St. Ulrich" war also 1660 an das Stift Schlägl über- 
gegangen, das dorthin einen Verwalter gab, welcher in der „Freihoftaverne" seines 
Amtes waltete; später geschah jedoch die richterliche Verwaltung von Schlägl aus. 
In die genannte Taverne war dann der Verwalter der „Stift Florianischen 
Herrschaft St. Peter am Windberg" eingezogen (um 1775), der zugleich auch das 
„Stift Schläglsche Landgut St. Ulrich" verwaltete. Dieses selbst ging dann über- 
haupt an St. Florian über, seit 1778 erscheint aber der Florianische Verwalter 
auch als Besitzer der Hoftaverne und der dortigen Hofstatt. Im Jahre 1736
	        
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