Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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„aus der Dörr" waren. Der „Dienst" brachte Brot, Eier und junge Hahnen ein, 
sowie einiges Gold aus schon frühzeitig „reluierter" Fleischreichung. Im Jahre 1848 
wurden überall Zehent und Dienst und in Kleinzell auch schon die Naturalsammlung 
abgelöst; für die Pfarrpfründe ergab der Zehent ein Kapital vom 2440 und die 
Sammlung ein solches von 2080 Gulden. 
 
Alte Erwerbszweige. 
Hier kommt vor allem zu nennen die Steinmetzerei, da sich im Orte vor- 
züglicher Granit findet. Schon zum Neubau des Klosters St. Florian im 17. Jahr- 
hundert kam granitene Ware aus Kleinzell, so besonders in den Jahren 1630 und 
1687. Ein bedeutender Steinmetzmeister war Erhard Scheffauer, der 1641 das 
Wasserkar zu St. Peter angefertigt und sich auf demselben verewigt hat. Verschiedene 
Bauern waren früher zugleich Steinmetzmeister und auch beim Linzer Dombau kam 
hier gebrochenes Materiale zur Verwendung. Zu Schluß des vorigen Jahrhunderts 
gingen die meisten Steinbrüche an die Firma Poschacher (wenigstens pachtweise) 
über. Es haben die Steinmetze auf dem Hochaltare die Statuen ihrer Patroninnen 
Barbara und Ottilia und der Tag der dritten Patronin, der heiligen Luzia, wurde 
früher allgemein gefeiert. Am Fronleichnamsfeste ist das Tragen des Altares zu den 
vier Stationen ein Vorrecht der Steinmetze. Früher gab es im Pfarrgebiete auch 
sehr viel Flachsbau und diesem entsprechend Spinner, Weber, Garn- und Leinwand- 
händler. Das Haus Kleinzell Nr. 12 heißt heute noch „Blätterbinder" und das 
(1898 durch Hochwasser vernichtete) Häusel Ramersberg Nr. 11 hieß „Zeugrichter" ; 
im ersten wurde „Blatt" gebunden und im zweiten „Zeug" gerichtet, beides sind 
Bestandteile des Webstuhles. Von den früheren „Badstuben", wo der Flachs gedörrt 
und zugleich Bäder bereitet wurden, besteht keine einzige mehr, doch ist das Wort 
als Flurname geblieben. Auch die Hafnerei wurde in alten Zeiten in Kleinzell 
ausgeübt und die Häuser Nr. 17 und 60 wurden früher nach diesem Gewerbe 
benannt. Vom „Löffelmacher (aus Holz und Bein) im Steinbruch" wissen die alten 
Matrikenbücher ebenfalls zu berichten, das war wohl das Haus Ramersberg Nr. 14. 
Ganz aufgehört hat auch die Holzschwemme auf der Mühl (die letzte war 1892); 
schon im 16. Jahrhundert hat Passau auf diesem Flusse Holz geschwemmt und in 
Untermühl heißt heute noch ein von der Mühl zur Donau führender Graben der 
„Passauerkanal". In letzterer Zeit schwemmten Fürst Schwarzenberg und Stift Schlägl; 
in Partenstein besteht der schön gebaute einstige Holzrechen noch als „Rechenbrücke". 
 
Die Pfarrvikare von 1800 bis zur Gegenwart. 
Wolfgang Kogler 1801-06. Es wird 1803 das heilige Grab das erstemal 
wieder aufgestellt. 1801 Brand der Hammerschmiede in Partenstein, wobei ein 
achtjähriger Knabe seinen Tod fand. Alois Strohamer 1806-25. Aus der aus 
Rußland zurückweichenden französischen Armee kam 1312 Josef Theiß, geboren zu 
Oppenweier in Baden, nach Kleinzell, wo er sich verehelichte; er fand Anfang der 
dreißiger Jahre beim Baue der Festungstürme in Linz durch einen unglücklichen 
Sturz den Tod. Als Veteran lebte im Orte Johann Vatterl, der die Schlacht bei 
Aspern mitgemacht hatte. Im Jahre 1810 mußte die Kirche um 400 Gulden 
Silber abliefern an den Staat, der aber im nächsten Jahre vollends Bankrott 
machte, vom Volke der „Elferschlag" genannt; die Zinsen der Staatspapiere wurden 
auf die Hälfte herabgesetzt und der Papiergulden (= Papiergulden galt nur mehr 
ein Fünftel — vom Jahre 1812 an zwei Fünftel des neuen Münzguldens 
(= Konventionsmünz) ; man hatte jetzt eine Doppelwährung bis 1859, Es gab
	        
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