Volltext: Siebentes Bändchen (7. 1921)

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Wirksamkeit nach außen oder von besonders auffallenden und darum etwa Volks- 
tümlich gewordenen Zügen in seinem Leben und seinem Tode, wie vielleicht ein 
Einsiedler, Missionär oder Märtyrer; er war von der Vorsehung nicht auf einen 
in die Augen springenden Leuchter der Kirche gestellt; die Legende läßt in einer 
stillen, bescheidenen, anscheinend engbegrenzten Tätigkeit ihn eher hinter ihren 
glänzenden Gestalten zurück- als daraus hervortreten. Wir müssen also, um jene 
hohe Feier und seine Verehrung im Mittelalter erklärlich zu finden, seine stille 
Tätigkeit doch von nachhaltigen, weittragenden Folgen denken; wie der Tau nicht 
mit der Majestät eines Gewitterregens zur Erde fällt und doch weit und breit das 
durstende Land erfrischt und erquickt. Viele Krankenheilungen in Niederaltaich, andere 
Wunder in Straubing, Deggendorf, Passau, unter anderen auch die Wiedererweckung 
eines in der Donau ertrunkenen Jünglings, sowie die Stimme des Volkes, bestimmten 
Papst Innozenz II., den vielseitigen Bitten zu willfahren und auf der großen Kirchen- 
Versammlung zu Rheims am 31. Oktober 1131 die Heiligsprechung des Bischofes 
Gotthard zu verkünden. Im nächsten Frühjahre wurde sein heiliger Leib aus der 
Gruft im Dome zu Hildesheim erhoben, in Prozession um die Stadt getragen und 
dann in einen kostbaren, mit 400 Edelsteinen besetzten Sarg gelegt. Seitdem mehrte 
sich seine Verehrung im Volke, Heiligtümer und Kirchen entstanden ihm zu Ehren, 
auch unser Kirchlein auf dem Gotthardsberge darf ihn als seinen Patron verehren. 
Um so mehr noch sollen wir ihm unsere Verehrung erweisen, da er ein Sohn 
unseres Volkes war, wohlvertraut mit deutschem Fühlen und Denken. 
 
Die Eschelberger Mess-Stiftung. 
Konrad Balthassar, Graf von Starhemberg, Besitzer der Herrschaft Eschelberg, 
stiftete 1668 eine Wochenmesse, welche ein Seelsorger von Gramastetten stets in der 
Eschelberger Schloßkapelle zu lesen hatte. Im Jahre 1716 trat mit der vorläufigen 
Errichtung der Pfarre St. Gotthard eine Aenderung ein, indem die Pflicht, diese 
Meß-Stiftung zu übernehmen, dem jeweiligen Pfarrer der neuerrichteten Pfarre 
übertragen wurde; eine Bestimmung, welche 1735 auch vom Ordinariate zu Passau 
endgültig anerkannt wurde. Nachstehend folgen drei wichtige Urkunden-Anszüge, die 
uns einen Einblick in die Geschichte dieser Meß-Stiftung gewähren: 
A. Auszug, die Stiftmesse zu Eschelberg betreffend, aus der „Testaments- 
und Majorats-Dispositions-Abschrift" über Herrn Konrad Balthassar, Grafen und 
Herrn von Starhemberg; Dat. 15. März 1668 1). 
... NB. Dasjenige, was ich zur Kapelle zu Waxenberg, auch Eschelberg, 
bis dato einem Priester habe reichen lassen, um(b) an jedem Orte wöchentlich eine 
heilige Messe zu lesen, nemlich für jeden Ort 50 fl., zusammen also hundert Gulden, 
halbs in Geld und halb in . . .2) oder Getraid, zu bezahlen, solle auch dergestalt 
von selbigen Gütern auf ewig gereichet und, an jedem Orte wöchentlich umzuwechseln, 
eine Seelenmesse für mich und die Abgestorbenen meines Geschlechtes neben einem 
Seelenamte, jährlich an dem Tage meines Absterbens zu Oberneukirchen zu halten, 
von obiger Stiftung der 100 Gulden gehalten werden; es sollen auch die Unter- 
tanen acht Tage vorher auf der Kanzel berufen, wie auch unter die paar selbigen 
hausgesessenen Untertanen der beiden Herrschaften Waxenberg und Eschelberg, dar- 
unter auch die Innleute von selbigen Herrschaften zu verstehen sind, absonderlich 
100 Gulden jährlich von der Hand getreulich ausgeteilet werden, und zwar sind 
den Waxenbergern 80, den Eschelbergern 20 Gulden zu reichen und zu geben. 
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1) Aus dem Archive des Stiftes St. Florian. St. Gotthard, Fasz. I, Lit. A, Nr. 1. 
2) Im Originale steht an dieser Stelle der Ausdruck „Korinn", was vielleicht Korn 
bedeuten kann.
	        
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