Volltext: Siebentes Bändchen (7. 1921)

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den andern in die Stube hineinlaufen wollte — unterdessen aber sei außer dem 
Schlosse im Walde ein Geschrei entstanden und drei Schüsse abgefeuert worden, 
wer dies getan, wisse er nicht, und ist, statt in die Stube sich zu begeben, vor das 
Schloß gegen den Berg angelaufen, allda einen Schreckschuß gemacht und da hierauf 
alles wieder still gewesen, in das Schloß und Stube zurückgegangen. 
Hier wurde noch immer „gescharmihrt". Er, Kirchpichler, nahm nun dem 
Abraham Pruhker, welcher leuchtete, das Licht aus der Hand, damit er einen eisernen 
Geisfuß, um die Tür zu öffnen, suchen könne, welchen dieser aber im Schlosse nicht 
finden konnte. Unterdessen hatte der Graf zu dem Loch eine Pistole auf ihn, Kirch- 
pichler, herausgeworfen, da er sich aber schnell gebückt, so sei die Pistole ihm über 
den Kopf in den Stubenofen geflogen, in welchem dieselbe 2-3 Kachel einschlug; 
diese Waffe habe er später aufgehoben. Gleich darauf habe der Graf den kleinen Bärtl, 
welcher „gefrohrn" war, auf die linke Brustseite einen solchen Stoß — welcher aber 
nicht einging — zugefügt, daß er zu Boden fiel, gleich aber wieder aufsprang und dem 
Grafen mit einem Degen den ersten Stoß beibrachte, daß er sofort blutete. Er, 
Kirchpichler, habe inzwischen mit der Pistole, in der Meinung, den Arm des Grafen 
zu treffen, damit er das Schwert fallen lasse, zugeschmissen, aber zu kurz ange- 
schlagen und nur die Klinge beim Griffe getroffen, welche absprang und ihm, Kirch- 
pichler, auf die rechte Hand fuhr und blutig aufschlug, über welche Verwundung er 
so erbittert wurde, daß er dem Grafen mit einem Degen einen solchen Stoß bei- 
brachte, daß ihm, Kirchpichler, die Hand prellte, wohin er aber getroffen, wisse er 
nicht, da das wenige und schlechte Licht ihn zu sehen verhinderte; so viel habe er 
aber gesehen, daß der Graf nach empfangenem Stoße gleich „gedarkhelt", sich wohl 
in etwas erholt und nach einem anderen Degen gegriffen, aber weiters nicht mehr 
gewehrt, sondern sei schon, als die Kameraden die Tür gleich nachdem von ihm, 
Kirchpichler, geschehenen Stoß geöffnet, am Bette gelehnt, sie alle angeschaut und 
gelechzet, da habe er wohl gesehen, daß der Herr Graf drei Stöße gehabt und daß 
das Blut herausgeschweißt. 
Als die Raubgesellen in die Schreibstube eingedrungen, das sie weiter keine 
Hand mehr an den Grafen gelegt, sondern nur die Schlüssel zur oberen Stube 
gesucht, weil sie aber selbe nicht gefunden, sei er, Kirchpichler, und der Egger zur 
oberen Stube hinaufgegangen, anfangs die Stubentür und hierauf einen „Allmer" 
mit der Hacke aufgehauen und daraus er, Kirchpichler, einen Sack voll Groschen 
„ aines großen Aechtering Khruegs Hoch und so weit als ein Achtl" genommen, 
denselben mit sich über die Stiege hinab und vor das Schloß hinausgetragen, sich 
dabei niedergesetzt und auf die anderen, welche noch einen Sack voll Reichstaler 
„Aines halben Armb lanng" und einen Sack mit Genueser und Silberkronen ge- 
bracht, gewartet und nachdem sie mit dem gemachten Raub fortgewollt, habe Egger 
gesagt: „Ey eß ist ein arges voll mueß wieder hinein gehen. Er schreibe unß 
auf 100. Meill Weegs und allen Straßen nach", worauf er auch wieder zurück 
ging und nachdem er bald hierauf herauskam, habe er, Egger, als sie ihn befragt, 
was es für eine Beschaffenheit mit dem Grafen habe, geantwortet: Er habe ihm 
sein „Facit" schon gar geben, sitze im Sessel darinnen! 
Und dieser Mensch stand früher im Dienst des Grafen! 
Von dem Schauplatz der blutigen Tat verfügte sich die Rotte zu einem eine 
halbe Stunde davon entfernt wohnenden Bauer, welcher den Egger gar wohl kannte 
und gaben ihm einen Gulden, daß er sie über die Donau führe, was er auch tat. 
Vom jenseitigen Ufer gingen sie in der Richtung nach Aschach und beiläufig 
eine Meile Weges von diesem Ort in einem kleinen „Helzl" teilten sie den Raub.
	        
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