Volltext: Siebentes Bändchen (7. 1921)

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Wegen des in der Nacht stattgefundenen sehr starken Regenwetters verschoben 
sie den Angriff auf die nächstfolgende Nacht, trieben sich im Laufe des Tages in 
verschiedenen Wirtshäusern zerstreut umher und fanden sich erst abends am 
St. Thomasberg verabredetermaßen wieder zusammen. 
Um 11 Uhr nachts drang nun die Rotte, nachdem Pühringer die Haustüre 
mit einer Hacke aufgezwengt, in das Haus des Pluember Bauern und raubten das 
vorhandene Geld. Er, Kirchpichler, habe aber bei diesem Raub „ainihe handt nit 
angelegt", sondern bei der Tür und den Fenstern Schildwacht gestanden; den Raub 
haben sie bei Mauthausen geteilt und sind ihm 32 fl. zuteil geworden. 
Von da ist die Bande nach Linz und Aschach gegangen und „folgendts an den 
Orth, alwo Herr Graf gewont, Freyerszell, seines gedunktens genant, khomen". 
Hier nun bei bereits eingebrochener Nacht in der Nähe des Maierstadels, 
oberhalb am Berg, haben sie den Plan zum Angriff besprochen und sich entschlossen, 
in so ferne der Herr Graf sich nicht wehren sollte, sie ihm in den „Cotter, massen 
dann der Egger aller Gelegenheit gewiß", stecken wollen; — im Falle aber derselbe 
sich zur Wehre stellen, solle „ihme Ainer von ihnen einen Stich daß es bluete 
geben — dardurch ihme ainen schrockhen weillen er fest were — einzujag", daß 
sie ihm aber ums Leben bringen wollten, sei ihr Vorhaben nicht gewesen. 
Nach dieser Unterredung sei er, Kirchpichler, und der Egger über den Berg 
hinab in den Hof, welcher unversperrt gewesen, gegangen, um zu sehen, wie sie am 
füglichsten in das Schloß kommen könnten und ob schon alles schliefe, nachdem sie 
merkten, daß alles stille sei, sei er, Kirchpichler, wieder zu den anderen zurück und 
habe ihnen das Wahrgenommene mitgeteilt, worauf ihm der Pühringer Hanns eine 
große Flötzerhacke gegeben, mit welcher er und der kleine Bärtl eine Birke bei drei 
Klafter lang und eines großen Mannesfuß dick abzuhauen und selbe zum Schlosse 
zu tragen hatten, mit welcher dann alle insgesamt ungefähr um 11 Uhr nachts 
das Fenstergitter ausgewogen und also in die Speis und von da in das Vorhaus 
gekommen, allda er Kirchpichler, mit einem Karabiner Schildwacht gestanden, die 
anderen aber in die Stube, in welcher der Graf schlief, gegangen. 
Er habe weder an Herrn Grafen, noch bei dem Raub „ainihe handt nit an- 
gelegt" und sei ihm bei der Teilung bei 100 Reichstaler zugefallen. 
Diese Aussage — vom Stadtrichter dem Stadrate vorgelegt — genügte dem¬ 
selben nicht und erhielt der Stadtrichter Altschmidt die Weisung, den in Verhaft 
liegenden Veit Kirchpichler nochmals zu vernehmen und ihm „mit Formierung ge- 
wisser Fragstukh" an Seite Stellung des Freimanns, Vorweisung der peinlichen 
Instrumente und endlich mit Anschraubung des Daumstockes scharf zu examinieren 
und den Grund, was er bei der Ermordung eigentlich „tentirt" und mitgewirkt 
hat, zu bekennen und darüber erneuert dem Ehrsamen Rath Bericht zu erstatten. 
Infolge dieser Weisung wurde zum zweiten Verhör mit dem Inhaftierten am 
14. August 1660 geschritten und ergab die „Peinliche" Aussage unter 14 Fragen 
folgendes Geständnis. 
Nachdem die Raubbande von der Speis in das Vorhaus gekommen, sei er, 
Kirchpichler, zwar anfangs allda Schildwacht gestanden, die anderen aber in die 
Stuben hineingegangen und vom Püringer sogleich mit dem Terzerol ein Schreckschuß, 
welchen aber der Graf nicht gehört, abgefeuert worden; nach diesem sind sie erst auf die 
Schreibstube, worin derselbe schlief, losgegangen und haben mit der Hacke ein Loch in die 
Tür ungefähr 1/2 Elle lang und zwei „Zwerchhanndt" breit, gehauen, worüber der 
Graf sodann erwacht, aufgesprungen und mit einem breiten Schlachtschwert durch das 
Loch auf sie herausgehauen und gestochen, welchen Lärm er, Kirchpichler, gehört und zu -
	        
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