Volltext: Siebentes Bändchen (7. 1921)

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dürfen keinenfalls zu Tische kommen, am allerwenigsten, wenn der Besuch etwas 
ißt und trinkt. Streng wird es ihnen verwiesen, den Besuch zu fixieren oder beim 
Essen zuzusehen und wenn sie im fremden Hause oder zuhause in Gegenwart von 
Fremden auf der Stubenbank sitzen, wäre es höchst unanständig, mit den Füßen 
zu „schlenkern". Schickt man sie in andere Häuser, so müssen sie immer die wichtige 
Ermahnung mit sich nehmen, genau alle diese Anstandsregeln zu beobachten, und 
für den Besuch von Herrenhäusern aber ihre (der Herrenleute) Regeln zu be- 
obachten, also den Hut abzunehmen, anzuklopfen und sie nicht zu dutzen, sondern 
mit „Sie" anzureden und mehr nach der Schrift zu reden. Das ist freilich eine 
Sache, die oft übel genug ausfällt, auch bei Erwachsenen. Darum hat man immer 
bei Herrenbesuchen eine gewisse Sorge und eine gewisse Furcht. 
 
Gegen ihre Kinder 
haben die Bauernleute eine bewundernswerte Liebe, Sorge und Aufmerksamkeit. 
O, wäre es jetzt auch noch in allen Häusern so gut bestellt um zielmäßige, ein- 
fache und gute Erziehung, bei der man nicht unschwer den Einfluß der Seelsorgs- 
priester bemerkte. Hinter dem Kruzifix beim Tisch steckte das Warnungsmittel die 
„Gart" ; wenn nur die Eltern einen Blick dahin taten, wußte das Kind, was es 
bedeute. Beim Tischgebet stehen die Kinder in der Reihe des Alters vor den Knieen 
des Vaters. Da heißt es die Hände schön zu falten, schön beten und das Kreuz 
sinnig machen. Bei Tisch sitzen sie zwischen Vater und Mutter. Jedem Besuch 
müssen sie die Hand reichen. Um alles und für alles müssen sie bitten und danken 
und es artig aus der Elternhand annehmen. Wollten sie Brot verderben, käme 
die „Gart" über sie. Gezänke wird nicht geduldet. Sauber muß die Kleidung sein, 
wenn auch einfach und ärmlich. Dem heimkehrenden Vater müssen sie den Stock, 
den Schirm abnehmen und den Stiefelzieher bringen und es entsteht oft ein Wett- 
streit, wer von ihnen es tun darf. Abends heißt es laut mitsammen beten und bald zu 
Bette gehen, nachdem sie Vater und Mutter die Hand gereicht — Leider, leider ver¬ 
flacht jetzt in manchen Häusern diese Zucht und Ordnung und diese Verflachung gibt sich 
auch in der Oeffentlichkeit kund. Kein Wunder also, wenn neuestens die Seelsorgspriester 
durch geistliche Vereine alte, bewährte Sitten einzuführen und zu festigen trachten. 
 
Die Dienstboten 
werden in unseren Bauernhäusern heute noch gehalten wie die Kinder. Getrennten 
Tisch gibt es nicht; alle Hausgenossen nehmen an derselben Mahlzeit Anteil. Wenn 
in meiner Jugend, den schon anfangs genannten Sechzigerjahren des vorigen Jahr- 
hunderts, sich die Dienstboten auch wie die Kinder betrugen, so ist das jetzt eine ge- 
wesene schöne Zeit, da die gegenwärtige Zügellosigkeit das schöne Verhältnis nicht 
ganz, aber doch zum Teile vernichtet hat. — Wie wird das jetzt nach dem Weltkrieg 
werden? Ohne ein Prophet zu sein, wird man voraussagen können, daß all das 
schöne Herkömmliche nach und nach ganz verflachen und verschwinden wird oder 
auch verdorben durch Beimischung fremder Sitten und Gebräuche. 
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