Volltext: Siebentes Bändchen (7. 1921)

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und rechts des Baches gruppierten Häusel des „kleinen und großen Holzschlag" in 
einer Höhenlage von fast genau 1000 Meter, die Eigentum des Stiftes sind und 
zu den günstigsten Bedingungen den Holzschlägerfamilien überlassen werden und 
zuletzt das jetzige Forsthaus. Ansiedler für die neue Kolonie wurden aus dem 
bayerischen Wald herbeigezogen und ihre Nachkommen haben sich in den heutigen 
Familien Hofmann, Steininger und Obernberger noch erhalten. Die ganze Anlage 
könnte auch heute kaum geschickter und vorteilhafter gruppiert werden und weil sich 
dabei ein gewisser Märzinger als sehr geschickter Ratgeber des Stiftes hervortat, 
so wurde ihm das Bauernhaus als Entlohnung für seine Mithilfe geschenkt. Der erste 
Förster in Holzschlag und seine ersten Nachfolger bis auf den Dritten führten den 
Namen „Holzmeister". Daß die Holzschläger wegen Urwüchsigkeit noch heute sprich- 
wörtlich sind, braucht wohl nicht gesagt zu werden und ihre kräftige Mundart, die 
der eigentümlichen Sprache der Ulrichsberger ja ganz gleich ist, hat, was Kraft 
und Wortreichtum uralter deutscher Ausdrücke anbelangt, sich bis jetzt als der 
echte bayerische Dialekt erhalten, und wir finden darin Worte, die seltsamerweise 
auch in der Mundart der deutschen Siebengemeinden im Gebirge jenseits der 
italienischen Grenze bei Vincenza gefunden werden. 
Zu bemerken wäre noch, daß das Bauernhaus nach Mitteilung des jetzigen 
Besitzers vom Stifte mit einigen verbrieften Servituten verschenkt wurde. Darnach 
müßte der Besitzer den Reitpferden der Stiftsherren, wenn sie Ausflüge in den 
Holzschlag machten, Unterkunft und Futter verabreichen und er mußte auch für die 
Herren das Gastzimmer herhalten. Das Gebäude war ganz ans Holz ausgeführt 
und hatten die Herrenzimmer sehr große Fenster. Als im Jahre 1860 ein Brand 
das ganze Haus vernichtete, gingen dabei auch diese schriftlichen Verträge zugrunde. 
Ungefähr in denselben Jahren ließ der damalige Forstverwalter des Stiftes namens 
Hoch den dem Stifte gehörigen Teil der Seewand kahl abholzen, so daß in den 
ersten Jahren die Wand umso kahler herabblitzte, als ein Waldbrand das Uebrige 
tat. Es kostete viel Mühe und Sorge, diesen Teil des Waldes wieder aufzuforsten 
und erst seit den Achzigerjahren hat sich der junge Wald wieder geschlossen. Um das 
Brennholz von diesem hintersten Teile des Revieres damals wegzuschwemmen, mußte 
der dort entspringende Klafferbach künstlich gespeist werden. Zu diesem Zwecke zog der 
Verwalter Hoch in genialster Weise von den Höhen längs des Waldteiles „Buchwaldl" 
einen tiefen Graben quer bis zu den Quellen des Baches, daß dieser zur Zeit der 
Schneeschmelze auf Wochen mit genügender Wassermenge versehen werden konnte. 
Wenn man jetzt den Touristenverkehr im Holzschlag beobachtet, muß man 
gestehen, daß sich die 130jährige Gründung des Abtes Siard II. schon weit in die 
Welt hinaus bekannt gemacht hat. 
Hart am Wald, wo er an der Straße von Klaffer nach Schwarzenberg an 
den Fluchtfeldern immer weiter zurückweicht, liegt rechtsseitig der genannten Straße 
an einer sanften Abdachung die Ortschaft 
 
Schönberg, 
wohl nebst Grünwald die jüngste Ortschaft in der ganzen Gegend, denn als solche 
hat sie sich erst im Jahre 1869 gebildet, nachdem die einzeln liegenden Steinhäuser 
nach und nach unabhängig von einander aus der sogenannten Klafferweide erbaut 
wurden. Die Ortschaft gehört noch zur Gemeinde Klaffer, ist aber nach Schwarzen- 
berg eingepfarrt. Als es sich darum handelte, der neu konstituierten Ortschaft einen 
Namen zu geben, schlug die damals in Schwarzenberg einflußreichste Persönlichkeit, 
die in Wort und Tat stets das Radikale liebte, einen Namen vor, der für die
	        
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