Volltext: Siebentes Bändchen (7. 1921)

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besonderem Nachdrucke der Einsiedler Jungwirth, welcher früher als Pfisterer 
(Müller und Bäcker) im Stifte ansäßig war. Nachdem er diesen Dienst verlassen 
hatte, gründete er in einem Waldhügel beim sogenannten Müheleck, das heute 
noch der „Einsiedlerberg" genannt wird, eine Einsiedelei. Auf sein wiederholtes 
Drängen bei den kaiserlichen Behörden erhielt der Prälat Siard II. von Schlägl 
den Auftrag, mit dem Bau einer Kirche und Schule die neue Pfarre zu gründen. 
Man erzählt, daß der tätkräftige Prälat selbst hoch zu Roß in die abgelegene Gegend 
kam, um den Ort für das neue Gotteshaus auszuwählen und daß er, entzückt über 
den schönen, geeigneten Platz, den isolierten Hügel wählte, von dem Kirche, Schule 
und Pfarrhaus heute so malerisch herniederblicken. Die Pfarrgründung fällt in das 
Jahr 1734. Erklärlich ist es, daß als Kirchen- und Pfarrpatron der hl. Johannes 
von Nepomuk gewählt wurde, der nur 63 Jahre vorher heilig gesprochen wurde. 
Der Einsiedler Jungwirth war ein guter Vorläufer des ersten Pfarrers namens 
Sylvester aus dem Kloster Schlägl, denn schon vorher und noch während des Baues 
der Kirche durch zwei Jahre erteilte er in seiner Einsiedelei den Kindern der an- 
wohnenden Familien Unterricht. Auch zeigt man jetzt noch im Eckerstorfer'schen 
Hause am Einsiedlerberg in der Mauer eine Nische, in welcher der provisorische 
Altar gestanden sei, auf dem der Herr Pfarrer Sylvester vor der Vollendung der 
Kirche das heilige Meßopfer darbrachte. Den schönen Turm zur Kirche ließ erst der 
hochselige Herr Prälat Dominik Lebschy in den Hause etwa 1864, er- 
bauen, wenigstens erinnere ich mich, daß um diese Zeit Maurer aus unserer Gegend 
bei dieser Gelegenheit Arbeit fanden. — Vom Einsiedler Jungwirth weiß man zu 
erzählen, daß er nicht in Schwarzenberg gestorben ist infolge eines Schnippchens, 
das ihm der boshafte Amor geschlagen. Er lernte nämlich die Wirtschafterin des 
Pfarrers kennen, schätzen und lieben, so daß er sie zum Traualtar führte und da 
man den Leuten den Mund ja niemals vernageln kann, so nannten sie die neue, 
seltsame Frau lediglich nach altem Sprachgebrauch die „Einsiedlerin". „Das leid' ich 
nicht" erklärte diese eines Tages ihrem Gemahl, der ihr und der Ruhe zuliebe 
von der schönen Waldgegend fort in einen Markt des oberen Mühlviertels zog. 
Fast um dieselbe Zeit fällt die völlige Neugründung der Ortschaft 
Holzschlag 
durch eben demselben Herrn Prälaten Siard Dengler. Infolge Mangels jeglicher 
Verkehrsmittel konnte das Stift Schlägl die ihm gehörigen Wälder nicht verwerten 
und suchte von jeher Neugründungen zu machen. Eine solche war wohl auch die 
Ortschaft Pfaffetschlag, wie schon der Name sagt. Ganze Partien von Waldungen 
schenkte das Kloster den Anwohnern dieser Wälder und namentlich die Ortschaft 
Pfaffetschlag kam noch kurz vor der Gründung des Holzschlages zu guten Anteilen. 
Der damalige Stift Schlägl'sche Jäger Prangratz wohnte noch in Freundorf, als 
er von der Stiftsvorstehung die Weisung erhielt, die Bauern von Pfaffetschlag 
mitzunehmen und ihnen längs des Klafferbaches Holzteile zu schenken, so viel sie 
nehmen wollten, und sie nahmen auch solche bis in die Höhe des jetzigen Forst- 
hauses im Holzschlag, erklärten aber, nichts mehr anzunehmen, „weil sie die vielen 
Steuern nicht zahlen könnten". Um nun wenigstens die Urwälder längs des Klaffer- 
baches und die beiderseitigen Wege bis gegen die Seewand zu Scheiterholz auszu- 
nützen und dasselbe zur Zeit der Schneeschmelze im Klafferbach und weiter auf der 
Mühel bis Schlägl und Neuhaus an der Donau schwemmen zu können, gründete 
Abt Siard die Holzschlägerkolonie. Als erstes Haus soll das jetzige, der Familie 
Reischl gehörige Bauernhaus erbaut worden sein, dann entstanden die neun links
	        
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