Volltext: Siebentes Bändchen (7. 1921)

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für ihn, denn zu Mittag kam ein Protest des Propstes, was den Bischof wieder 
sehr reizte, so daß er seinen Cursor (Eilboten) sogleich absandte, um den Pfarrer 
wieder nach Passau zurückzubringen, doch konnte ihn dieser nicht mehr erreichen. 
Die Feindschaft des Pflegers gegen den Pfarrer kam aus verletzter Eitelkeit, weil 
der Pfarrer ihn am Kirchtage nicht zu Gaste geladen hatte. Ein anderer Grund 
war, weil er ihm den Zehenten nicht um 10 ft. gegeben hatte. Peckenzell verletzte 
im selben Jahre das Zehentrecht des Pfarrers1) auf den Mairhofgründen in 
Pürnstein. Ebenso im folgenden Jahre; weshalb es zu einem Prozesse kam, der 
von 1669 bis 1673 dauerte. Schon seit 1667 hatte der gegen Pfarrer Tobler 
überaus gehässige Pfleger Peckenzell den Zehent auf der Mühlwiese, welche damals 
in einen Acker verwandelt worden war, verweigert. Der Pfleger hatte den Mair- 
hof in Pürnstein vom Fürstbischofe in Pacht. Die Pfarrer ließen sich den Zehent 
wegen der weiten Entfernung gern in Geld ablösen. Der Pfleger behauptete, von 
der Mühlwiese sei er keinen Zehent schuldig. Weil nun bei 30 Jahren schon die 
Pfleger von Pürnstein für den Zehent aller Mairhofgründe zu Pürnstein dem 
Pfarrer eine gewisse Summe Geldes gaben, so wurde auf jenen neugemachten Acker 
kein Zehent ausgesteckt. Auch der während des Prozesses neuernannte Pfleger 
Mann wollte den Zehent nicht geben. 1669 klagte Propst David bei der Re- 
gierung. Das Endurteil ist leider unbekannt. Wir wissen nur so viel, daß die 
abenteuerliche Fahrt und die Streitigkeiten mit Peckenzell Veranlassung waren zum 
bekannten Wiener Rezesse, welcher das Verhältnis zwischen Bischof und Kloster 
ordnete. Um Streitigkeiten mit der Vogtei ein- für allemal den Boden zu ent- 
ziehen, wurde unter Propst Matthäus von Weissenberg diese im Jahre 1695 
vom Stifte St. Florian angekauft um den Betrag von 3500 fl. Die Einantwor- 
tung erfolgte am 13. März 1696. 
 
VI. Das Wasserkar im Aigen. 
(Ein Baudenkmal des 17. Jahrh.) 
Ein immerhin sehenswertes Baudenkmal des 17. Jahrhundertes ist ein 
steinerner Brunnen am Dorfplatze, auch „das Wasserkahr im Aigen"2) genannt. 
Der Steinmetz Erhard Schefauer aus Kleinzell schuf es 1641 um 150 fl.3). Wir 
sehen vor uns ein weites, achteckiges, mehr als einen Meter hohes Steinbecken, 
überschattet von einem in dessen unmittelbarer Nähe stehenden, mächtigen Kastanien- 
baum. Hier ist ein beliebter Spielplatz der fröhlichen Schar der Kleinen, aber 
auch, um noch mehr zu verraten, ein gern besuchtes Plauderstübchen der Wasser- 
holenden, weiblichen Bevölkerung, welche sich gegenseitig stets viel des Neuen zu 
erzählen weiß. Drei Seitenwände der äußeren Fläche des Steinbeckens sind glatt 
und ohne Schmuck. Die fünf anderen hingegen weisen künstlerische Verzierung auf; 
wovon bei dreien hübsche, kreisrunde Medaillons mit einer Umschrift, die in der 
Mitte Wappen ähnliche Zeichen tragen, herausgemeißelt sind. Leider haben die 
Verzierungen im Laufe der Zeit stark gelitten; wohl aber noch mehr durch den 
Unverstand der Leute, welche sie so beschädigten, daß heute fast gar nichts bis auf 
einige Buchstaben erkennbar und zu entziffern ist. Nur ein einziges Medaillon ist 
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1) Der Zehent gehörte dem Stifte St. Florian, wurde aber dem Pfarrer gegen eine 
Summe Geldes in Bestand gegeben. Pfarrer Tobler hatte ihn 1668 um 75 fl. vom Stifte 
erhalten. So ist es auch erklärlich, warum das Stift den Prozeß anstrengte. — 2) Unter 
Aigen versteht man in St. Peter die Häuser am Platze. Nach Strnadt ist Aigen ein Mittel- 
ding von Dorf und Markt, Aehnliches finden wir im Innviertel, dort heißen größere Orte, 
die nicht Märkte sind, Hofmark. Der Mühlviertler kennt dafür den Ausdruck „Aigen". — 
3) Kontrakt vom 4. August 1641,
	        
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