Volltext: Siebentes Bändchen (7. 1921)

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Empfinden; denn in St. Peter und Umgebung kann man allenthalben den Spruch 
zu hören bekommen: „Zu St. Peter heißt's am Windberg, weil 's ganze Jahr 
der Wind droben geht. " 1) Doch ist die Herleitung von Wind grundlos und daher 
abzuweisen. Der Name Windberg deutet vielmehr auf eine einstige slawische Nieder- 
lassung hin, von ihren Bewohnern, den Winden (Wenden), hat es seinen Namen 
erhalten. Wimberg hat nur als sprachliche Weiterbildung aus Windberg, was es 
nach den Lautverschiebungsgesetzen der deutschen Sprache tatsächlich auch ist, seine 
Berechtigung; die eigentlich richtige und geschichtlich begründete Form ist und 
bleibt Windberg. 
 
IV. Reformation und Gegenreformation. 
(Anfänge des Protestantismus und seiner Verbreitung durch die Jörger und andere Adelige, 
Unruhen in den Jahren 1595/97, 1626, katholische Restauration, Nachklänge und Erlöschen 
der lutherischen Sekte.) 
 
Schon frühzeitig hatte sich trotz aller Gegenwehr von Seite der Landesfürsten 
und der geistlichen Obrigkeit heimlich Luthers Lehre mit ihren verderblichen Grund- 
sätzen auch rasch im oberen Mühlviertel ausgebreitet. Schuld daran hatten die 
Adeligen, welche größtenteils der neuen Lehre huldigten; besonders die Jörger, 
welche damals auf Pürnstein saßen, auch die Herleinsperger, die zu Lichtenau 
hausten. Namentlich war es auch die bäuerliche Bevölkerung, die ganz Feuer und 
Flamme für Luthers Grundsätze war, so daß sich St. Peter zu einem Hauptherde 
der Irrlehre entwickelte, wie die Geschichte des Bauernaufstandes von 1595-1597 
beweist.3) Außer Winkler waren noch Rädelsführer während dieser Unruhen: 
Hintringer, Wölfl, in Hehenberg, Stelzer, Stadler, Kleinedlinger, Paul Leibmair 
am Pfaffenhofergute, Wolf Aßmiller am Kargute, Hans zu Winkel, Auer, Kolstefel, 
Schmit und Pankraz in Kasten, letzterer wurde am 20. Juli 1597 bei St. Peter 
gehenkt. Eine sehr zweifelhafte Rolle spielte während dieses Aufstandes Georg 
Tattenpöckh, Pfleger zu Marsbach und Vogteivertreter des Fürstbischofes von Passau 
für die Pfarrkirche, der mit den Bauern liebäugelte, es sich aber auch mit der 
Obrigkeit nicht verderben wollte, weshalb erst nach drei Jahren Ruhe eintrat, aber 
nur scheinbar. Im Geheimen glimmte der Docht fort, weil die öffentliche Ausübung 
des Protestantismus verboten war. Es wuchs also trotzdem die Zahl, welche der 
Irrlehre huldigten, immer mehr an. So finden wir es auch ganz begreiflich, daß das 
Aufgebot, welches Christof Zeller am 22. Mai 1626 an die Bauern des Mühl- 
viertels erließ, sofort zündete. Schon am nächsten Tage waren über 2000 Bauern 
beisammen, welche von St. Veit über St. Johann und St. Peter gegen Rohrbach 
zogen. Der Pfarrer von St. Peter floh zum Pfarrer von Haslach. Die Bauern 
brachten das ganze Mühlviertel in ihre Gewalt, aber ihr Kriegsglück hatte keine 
lange Dauer. Am 3. November nahm Pappenheim mit bayerischen und kaiserlichen 
Truppen, welch letztere bei Altenfelden zu ihm gestoßen waren, Quartier in Sankt 
Peter, jedoch nur über Nacht, und zog anderen Tages nach Linz. Die Bauern 
wurden schließlich, da sie der Kriegskunst der kaiserlichen Truppen nicht gewachsen 
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1) Was auch der Wirklichkeit vollkommen entspricht, denn die windfreien Tage im 
Jahre kann man an den Fingern leicht zählen. — 2) Diese standen sogar mit Luther im 
Briefwechsel und schickten ihre Kinder zur Erziehung nach Wittenberg. — 3) Die sonst äußerst 
interessante Geschichte dieses Aufstandes wird hier übergangen, da eine berufenere Feder (Herr 
Pfarrer Hofmaninger) selbe mit anerkennenswertem Eifer im 4. Bändchen unserer Samm- 
lnngen, Seite 99 ff., eingehend und ausführlich behandelte, so daß im obigen Artikel nur 
einige Ergänzungen eingefügt werden.
	        
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