Volltext: Siebentes Bändchen (7. 1921)

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Ueber unsere „ing"-Mamen. 
(Von Johann Si gl, Pfarrer i. R.) 
 
Eine ganze Reihe unserer Ortsnamen endigt auf „ing". Es ist da vor allem 
zu unterscheiden, bei welchen dieser Namen die Schlußsilbe „ing" ursprünglich 
und bei welchen sie erst später eingetreten ist. 
Stellt der erste Teil eines Ortsnamens einen alten Personennamen dar, so 
bedeutet die Endsilbe „ing" die Verwandtschaft, die Sippe, das Gefolge der be- 
nannten Persönlichkeit, welche durch Siedlung den betreffenden Ort gegründet hat. 
Diese Ortsbenennungen sind die ursprünglichen „ing"-Namen und sie nennen uns 
die ältesten Niederlassungen der in unser Land gekommenen Bayern, die zumeist in 
großen Familien siedelten. Ein Waldemar, verkürzt Waldo, z. B. kam als Haupt 
seiner Verwandtschaft in unser jetziges Mühlviertel und erbaute für sich und die 
Seinen mehrere beisammen liegende Häuser. Diese Siedelung erhielt nun den Namen 
Wald-ing (bei Ottensheim), also der Ort, wo Waldo und seine Leute wohnen. 
Da die Ansiedelungen der Bayern sehr vielfach, wie schon erwähnt, in großen 
Verwandtschaftsfamilien erfolgten, so mußten in der Regel bei einer Niederlassung 
gleich mehrere Häuser errichtet werden, weswegen für gewöhnlich Dörfer „ing"- 
Namen tragen. Doch hie und da führen auch Einzelnhäuser ursprüngliche „ing"- 
Namen, solche also, deren erster Teil eine Person bezeichnet, wie z. B. wir in 
St. Martin die Einzelnhöfe Sunzing und Tutting (von den alten Personennamen 
Sunzo und Tutto) treffen. Es ist nun immerhin möglich, daß auch bei manchen 
solcher Siedelungen ursprünglich mehrere Häuser erbaut worden waren, doch konnte 
sich eine kleine Verwandtschaft auch nur ein einziges Haus gegründet haben und 
es war für dasselbe der „ing"-Name doch berechtigt. Die alten Pfarrhöfe, in welchen 
mehrere Weltpriester wohnten, wurden ja auch Pfaffing genannt, ein Ortsname, 
der sich heute noch zwölfmal in Oberösterreich findet; nebenbei sei hier bemerkt, 
daß Pfaff die älteste ehrenvolle Bezeichnung für Weltpriester war und erst seit Be- 
ginn des 16. Jahrhunderts als Schimpfwort gebraucht wird. So viel über die 
ursprünglichen „ing"-Namen. 
 Es wurde später „ing" aber auch schon bestehenden Ortsnamen 
angehängt an Stelle anderer Endsilben, welche eine Mehrheit besagen. 
In der Bedeutung des Zusammenwohnens mehrerer, wenn auch nicht mehr 
verwandten Personen trat „ing" bei manchen Ortsnamen ein für die alte Endung 
„aren", welche mit. „Leuten" wiedergegeben werden kann. In Lamprechts 
Landesmatrikel, Seite 165, ersehen wir z. B., daß der jetzige. Ort Wolfing bei 
Gallneukirchen einst Wolfarn (= bei den Wolffängern) hieß, sowie wir auch für 
Sattling in der Gemeinde St. Oswald bei Rohrbach früher Satlarn1) treffen 
(= bei den Bewohnern der sattelförmigen Anhöhe); auch die heutige Ortschaft 
Pichling bei Ebelsberg heißt in alter Form Puchelaren (= bei den Hügelbewohnern; 
Dr. Schiffmann, „Stationsnamen"). Die gleiche Herkunft hat offenbar auch der 
Ortschaftsname Berging bei Peilstein. 
Wohl hieher gehört auch der öfter vorkommende Ortsname Brenning; 
die so benannten Orte befinden sich immer auf dem Sonnenbrande besonders aus- 
gesetzten Berglehnen. Einen solchen brennigen Abhang nannten unsere Vorfahren 
offenbar eine Brenn, wie z. B. ein entsprechend gelegenes Bauernhaus in der Ge- 
meinde Leonding Brennlehner heißt; die Siedler auf solchen brennigen Hügeln 
wurden wohl Brennaren genannt, woraus dann als Ortsbezeichnung Brenning 
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1) „Strnadt, Velden", Seite 197,
	        
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