Volltext: Siebentes Bändchen (7. 1921)

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wurden, wie Pfaffenhofen bei St. Peter, Pfaffenberg bei Sarleinsbach auf dem sich 
noch heute die meisten Pfarrhofgründe befinden, bei Rohrbach, und Pfaffenschlag in 
der Gemeinde Ulrichsberg. 
 Bei den eingangs genannten, so großen Altpfarren mußten natürlich mehrere 
Weltpriester angestellt werden — der Volksmund spricht von sechs Priestern in 
Pfarrkirchen und von vier in Niederwaldkirchen —, die sich bei der so ausgedehnten 
Krankenseelsorge eigener Reitpferde bedienten, für welche die Bevölkerung eine 
besondere Hafersammlung gab; solche Sammlungen wurden in manchen Orten erst 
in den letzten Jahrzehnten endgültig abgelöst. Da bei der großen Ausdehnung der 
alten Pfarreien für die Kranken oft genug die Pfarrhöfe aufgesucht werden mußten, 
so waren diese, wie das Volk erzählt, während der Nacht dadurch gekennzeichnet, 
daß in denselben immerfort Licht brannte. Für die Spendung der heiligen Taufe 
waren aber in Zwischenstationen eigene Taufkirchen errichtet, welche zumeist zu Ehren 
des heiligen Johannes des Täufers eingeweiht waren; eine solche ehemalige Tauf- 
kirche war unser heutiges St. Johann am Windberg. 
 Der Kirchenbesuch war bei den großen Pfarreien und den schlechten Wegen 
für viele Leute sehr beschwerlich und oft auch gefährlich durch herumziehendes Ge- 
sindel und auch durch Wölfe; aus mehr entlegenen Gegenden gingen deswegen die 
Leute nicht einzeln, sondern truppweise zur Kirche, wobei sie an bestimmten Plätzen 
aufeinander warteten. Solche Stellen behielten oft die Bezeichnung „Warte", wie 
wir eine solche treffen gleich außerhalb des Marktes Sarleinsbach in der Richtung 
gegen Pfarrkirchen. Gar manche entfernter wohnende Personen, insbesondere schwächere 
und ältere, gingen auch schon am Vorabende vor den Sonn- und Feiertagen zur 
Kirche. An diesen Vorabenden wurde um 2 Uhr nachmittags in den Kirchen ge- 
läutet und die Priester der Kirche hielten dann mitsammen Vespergebet, während 
gleichzeitig von der Kirche weit entlegen wohnende Leute jetzt ihre Arbeiten be- 
endeten — also Feierabend machten — und sich zum Kirchengang zusammenrichteten. 
Bis auf den heutigen Tag wird auf dem Lande noch überall um 2 Uhr nachmittags 
vor den Sonn- und Feiertagen geläutet und es wird das auch heute noch „Feier- 
abendläuten" genannt. An den Sonntagen nachmittags kam man der Bevölkerung 
dadurch entgegen, daß „Wanderchristenlehren" gehalten wurden; es gingen nämlich 
die Hilfspriester in entlegene Ortschaften und hielten da bei Feldkapellen, unter 
Bäumen, auch in manchen großen Bauernhäusern Christenlehren. Diese „Wander- 
christenlehren" wurden übrigens auch, nachdem die Pfarreien längst vermehrt und 
dadurch verkleinert worden waren, noch beibehalten und dieselben blieben als all- 
gemeine Einrichtung bis gegen Schluß des 13. Jahrhunderts, ja in manchen Orten 
haben sie erst vor wenigen Jahrzehnten aufgehört; in Rohrbach erst vor vier Jahren. 
Das Bedürfnis, die Seelsorgskirchen zu vermehren, hätte sich bei der zu- 
nehmenden Bevölkerung bald gezeigt und es entstanden nun Filial- oder Tochter- 
kirchen der alten Pfarrkirchen. Die ältesten Filialkirchen im oberen Mühlviertel 
sind Sarleinsbach (von Pfarrkirchen) und St. Peter (von Niederwaldkirchen) ; schon 
der Umstand, daß der Patron dieser zwei Kirchen der heilige Petrus ist, beweist 
deren hohes Alter, auch ist es bemerkenswert, daß bei Sarleinsbach sich auch noch 
der Name Zoll — „Zollhäusel" — erhalten hat und bei St. Peter ein „Pfaffen- 
hofer" vorkommt, sowie es auch auffallen muß, daß Sarleinsbach und St. Peter 
ganz gleich weit abliegen von ihren Mutterkirchen, welch beide auch alte Marien- 
wallfahrten sind. Es entstanden nachher noch viele andere Filialkirchen, wie von 
Pfarrkirchen: Hofkirchen, Ober- und Niederkappel; von Altenfelden: Kirchberg, 
Neufelden, Rohrbach (einschließlich Oepping); von Niederwaldkirchen: St. Veit,
	        
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