Beiträge
zur
Landes- und Volkskunde des Mühlviertels.
Steinbruch.
(Nach der Pfarrchronik von St. Peter am Wimberge übersichtlich zusammengestellt von
Matthäus Schauer, Kooperator.)
Der Wanderer, welcher von Neufelden nordöstlich geht, erreicht nach drei-
viertel Stunden, wobei die Straße stets beträchtlich ansteigt, die Hochebene, die sich
über St. Peter hinaus gegen St. Johann am Wimberge hinzieht. Knapp an
deren Rande steht das weithin sichtbare, malerische Kirchlein von Steinbruch, in
der Pfarre St. Peter am Wimberge gelegen. Urkundlich kommt Steinbruch zum
erstenmale in Erwähnung im Jahre 1508; damals versprach nämlich Pfarrer
Leonhard Loder 1) am 30. Oktober, daß er zur Förderung des Baues der Sankt
Annakirche in Steinbruch das Drittel seiner ganzen Sammlung und alles Opfer
geben wolle. Bedeutungsvoll war der Pfingstdienstag 1509 (29. Mai), an welchem
laut Inschrift eines im Fußboden der Kirche eingelassenen Steines (Epistelseite,
neben dem Hochaltare) der Grundstein gelegt wurde. Der Wortlaut derselben ist
folgender: „Bermerckt, das Gott dem Almächtigem zw lob, Maria seiner mueter
und sonderlichen zu den Frau (ren) der Heyligen frawen fand Anna dises Gotzhaus
fürgenommen und der erst stain gelegt worden ist an erichtag in pfingstfeiertagen,
stifftero durich den wolgeborenen Herrn Gregor von Starhemberg, Hedwig gebornen
von Rosenberg sein gemahel. Gott wellt in durch das furgebett der heiligen sand
Anna genadig und barmherzig sein. 1509". Man kann mit Bestimmtheit an-
nehmen, daß schon früher in Steinbruch zum wenigsten eine Kapelle stand, denn
in der Urkunde über die Einweihung steht, daß Gregor von Starhemberg die
Kirche von neuem aufgerichtet habe. Ferner heißt es in einem Ablaßbriefe aus
dem Jahre 1512 : „noviter 2) constoni fecerunt". Interessant sind auch drei
Ablaßbriefe für Steinbruch, welche datiert sind vom 20. Jänner 1512, 15. und
17. Februar 1513, sie tragen die Unterschriften des Kardinalbischofes von Ostia
und 23 anderer Kardinäle. Die Tage, an denen ein Ablaß im Ausmaß von
100 Tagen 3) gewonnen werden konnte, waren Oster- und Pfingstdienstag, die
Feste der hhl. Anna, Aegydius, Thekla, Achatius, Ursula, Fabian und Sebastian
und die Kirchweihe; 1513 kamen noch dazu die Dienstage nach der Quatember-
Woche. Der Bischof von Passau bestätigte am 20. Mai 1512 eine von Gregor
v. St. gestiftete Bruderschaft bei St. Anna und verlieh ihr dieselben Ablässe.
Ein Tag wahrer Festesfreude, sowohl für die edlen Stifter des Kirchleins, als
auch für das fromme Volk war der. 23. Oktober 1514. An diesem Tage kam
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1) Leonhard Loder, reg. Chorherr von St. Florian, zugleich Dechant in Freistadt,
wird urkundlich noch erwähnt 1496, 1513, von ihm stammte auch das frühere Geläute der
Pfarrkirche St. Peter, welches er 1508 anschaffte. — 2) Sie (Gregor v. St. u. Hedwig) ließen
neuherstellen die Kirche). — 3) Mit vollkommenen Ablässen war man damals noch recht
sparsam.