Volltext: Siebentes Bändchen (7. 1921)

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für den früheren Hochaltar geliefert; der Kostenvoranschlag belief sich auf 91 fl. 
Sie wurde aufgestellt oberhalb des Altarbildes des hl. Gotthard.1) 
Nach alter Gepflogenheit wurde alljährlich in Eschelberg am Sonntag nach 
dem Kirchweihfeste ein Jahrmarkt gehalten und es hatten sich die Pfarrvorstände 
herbeigelassen, an diesem Sonntage den Gottesdienst in Eschelberg zu halten; manche 
beteten auch nachmittags dort die Litanei. Für diesen Gang wurde dem Pfarrer 
keine Entschädigung geleistet, es geschah aus bloßer Gefälligkeit, damit die Geschäfts- 
leute eine gute Einnahme erzielten. In der Pfarrkirche war an diesem Tage kein 
Gottesdienst, alles mußte nach Eschelberg wandern. Mittags war der Pfarrer zur 
Schloßtafel geladen. Nachmittags begann beim Wirt zu Eschelberg der Freitanz, 
der die ganze Nacht hindurch bis zum hellen Montagmorgen dauerte; die leicht- 
fertige Jugend aus der Pfarre und der ganzen Umgebung von nah und fern fand 
sich dabei ein. So standen die Dinge, als 1884 der Hochw. Josef Pachinger die 
Pfarre antrat. Dieser machte den Wirt darauf schriftlich aufmerksam, daß der 
Gottesdienst nur unter der Bedingung gehalten werde, falls der Freitanz unter- 
bleibe. Denn der fragliche Gottesdienst sei bloße Gefälligkeit, eine Verpflichtung 
lasse sich nicht nachweisen. Das bischöfliche Ordinariat, dem die ganze Angelegenheit 
zur Entscheidung vorgelegt wurde, billigte den Vorgang. Nur der Wirt war nicht 
einverstanden, daß er den gewinnreichen Tanz zum Opfer bringen sollte; er be¬ 
schwerte sich bei der Behörde, der fürstlichen Gutsverwaltung, dem Ordinariate 
aber überall wurde er abgewiesen. Es wurde ihm vielmehr bedeutet, den Rat des 
Pfarrers zu befolgen, so werde der Gottesdienst in Eschelberg stattfinden und er 
eine gute Einnahme haben. Dessenungeachtet wurde das Versprechen, den Tanz zu 
unterlassen, nicht gegeben, der Gottesdienst wurde also in der Pfarrkirche gehalten. 
Der Jahrmarkt fiel sehr schlecht aus, der Tanz war schwach besucht. Nun wollte 
der erboste Wirt mit seinem Anhange einen Possen spielen und veranstaltete in 
der Pfarre Zeichnungen zu jährlich leistenden Geldleistungen, um in Eschelberg 
einen Frühmesseleser zu erhalten. Doch das Unternehmen fiel schlecht aus, da die 
fürstliche Verwaltung obendrein erklärte, daß sie für einen Kaplan weder eine 
Wohnung bereitstelle, noch einen Geld- oder Holzbeitrag leisten werde, weil die 
Stiftmessen in der Schloßkapelle zu Gunsten des Pfarres von St. Gotthard fundiert 
seien, fiel das Projekt alsbald ins Wasser. Im folgenden Jahre mußten der Wirt 
und Konsorten, weil es mit Schmähungen und Klagen nicht ging, andere Saiten 
aufziehen, man wandte sich bittlich an den Pfarrer und versprach, den Tanz zu 
unterlassen. Daraufhin wurde der Gottesdienst in Eschelberg zugesagt; aber zugleich 
erklärt, daß jedes Jahr um die Abhaltung des Gottesdienstes beim Pfarramte 
nachgesucht werden müsse, damit keine Verpflichtung erwachse. 
Bischof Ernest Maria Müller hielt am 6. September 1886 kanonische Visitation. 
Das Jahr 1889 brachte die Wiederaufrichtung der Ortsgemeinde St. Gotthard. 
Der oberösterreichische Landtag hatte einstimmig beschlossen, das Gesuch der Gott- 
harder um Wiederaufrichtung ihrer Ortsgemeinde und Lostrennung von Herzogs- 
dorf, welches sie im Jahre 1886 einreichten, zu bewilligen. Dieses Landesgesetz 
erhielt im Dezember 1888 die kaiserliche Sanktion, so daß man im Februar des 
folgenden Jahres zur Konstituierung der Gemeindevertretung schreiten konnte. 
Anfangs September 1890 traten infolge starker Regengüsse Eschelbach und Rottel 
aus ihren Ufern und setzten ein weites Gebiet unter Wasser, so daß auch aus 
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1) Nach dem schriftlichen Nachlasse des am 25. Juli 1917 verstorbenen hochwürdigen 
Kustos Josef Ackerl von St. Florian, der über die Zeit von 1735-1830 äußerst interessante 
Beiträge lieferte. Das Folgende wird nach der Pfarrchronik behandelt.
	        
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