Volltext: Sechstes Bändchen (6. 1916)

- 76 - 
 Es wäre nun noch sehr interessant, an einigen Persönlichkeiten die charakteristische, oft 
sehr witzige Benennung seitens der Mitmenschen zu beleuchten, in der nicht selten mit 
einem einzigen Worte gesundes Urteil und bissiger Humor vereint erscheint, wie z. B. 
der „Saugoschen-H .. ." oder der "leaschat H . - , aber ihre Persönlichkeiten liegen 
der Gegenwart zu nahe. Noch interessanter wären die charakteristischen Benennungen 
vieler landbekannter Wildschützen, an denen die Böhmerwald-Gegend, besonders in 
den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhundertes, so reich waren. Wenn ich aus ihnen 
nur den „Raimunden Kaspar" aus Schwarzenberg und seinen Genossen, den 
„Wildpratmundl" von Breitenberg in Bayern nenne, so geschieht es aus dem 
Grunde, um unliebsame Erinnerungen hintanzuhalten, sowie ich auch die mar- 
kanten Persönlichkeiten der Schwärzer nicht verraten will. Nur der „Hirter- 
Mundl" von Schwarzenberg sei noch genannt, der keinem Kind ein Leid getan, 
aber auch keinem ein gutes Beispiel gegeben hat, denn er war ein gräulicher 
Flucher. Als in den Fünfzigerjahren der Stift Stift Forstverwalter Hoch 
die bewaldete Seewand abholzen ließ, glaubte man, die waldlose Fläche zu einer 
Alm verwenden zu sollen, was durch einige Sommer geschah. Damals war der 
„Hirten-Mundl" Oberhaupt auf dieser Alm und gewöhnte sich im Umgange mit 
dem Vieh das ärgerliche Fluchen in einer Weise an, daß jeder Satz aus seinem 
Munde mit einem Fluch bekräftigt sein mußte. Indes war der schreiende, strup- 
pige Mann niemand feindlich gesinnt oder gefährlich. 
Unsere Jetzt-Zeit ist ärmer geworden an Vorlagen für dieses unser Album 
oder vielmehr, daß sie nicht mehr im Drange der Geschäfte beobachtet werden. 
Vielleicht bringt der Krieg und seine Folgen wieder solche zum Vorscheine, dessen 
ersehntes Ende sich nun mehr zu nähern scheint. 
* 
Noch einige volksbekannte Persönlichkeiten. 
(Von Jakob Pichler, Kooperator in Rohrbach.) 
Der Hammer-Schneider. 
Der Nachfolger des Spanner-Peter war der Hammer-Schneider, so genannt 
nach seiner Abstammung von der Ortschaft Hammer bei Helfenberg. Sein Name 
lautete Josef Ecker und es tat ihm immer wohl, wenn man ihn mit Herr Ecker 
betitelte. In jüngeren Jahren war er längere Zeit hindurch Koch bei den Je- 
suiten in Steyr, wo er nach seiner Behauptung das Spannen und Wenden ge- 
lernt hatte, auf welche Weise, hat er freilich nicht gesagt und auch P. Loinger, 
der hier Exerzitien hielt, konnte mir keine Auskunft geben. Das Schneiderhand- 
werk gab er bald auf, weil ihm das Spannen weit mehr eintrug; besonders 
waren es weibliche Personen aus Böhmen, die sich ihm anvertrauten. Er lebte 
und kochte sich sehr gut und konnte sich sogar in der Nähe der Holzmühle ein 
eigenes Häusl kaufen. Reich ist er zwar nicht gewesen. Der Hammer-Schneider 
wohnte lange Zeit in einem Häusl in Dobring, das zum Hause des Georg Hög- 
linger gehörte. Wir kleine Knaben suchten oft nach einer Gelegenheit, dem 
Schneider beim Spannen heimlich zuzusehen, denn erlaubt hätte er es niemals. 
Wir bemerkten eines Tages, wie hilfesuchende Personen zum Schneider ins Wenden 
gingen, schlichen uns vorsichtig an das Häusl heran und warteten auf den großen 
Augenblick. Durchs Fenster sahen wir den Schneider in weiße Kleider gehüllt,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.