Volltext: Sechstes Bändchen (6. 1916)

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auch Krütze. Die Hirse wurde aber auch schon als Getreide auf dem Felde Brein 
genannt. Der Breinbau war früher sehr häufig, daher dieses Getreide auch in 
alten Zehentvorschreibungen erwähnt wird, wo man die Schreibweise Breien 
antrifft. Am besten gedieh der Brein auf neu gerodetem Boden, auf den zurück-- 
gebliebene Wurzeln mit dem Haidekraut und Riedgras verbrannt worden waren; 
unter allen Getreidegattungen brachte der Brein weitaus die meiste Frucht und 
gab, in Milch gesotten, eine sehr nahrhafte Kost. Wenn die Landleute auf sehr 
entlegenen Grundstücken arbeiteten und mittags nicht nach Hause kommen konnten, 
so wurde ihnen zumeist gekochter Brein zugetragen, da dieser die längste Zeit 
warm blieb. Für hohe Festtage, vor allem für Kirchweih, wurde der gesottene 
Brein auf ein Tuch dünn aufgeschüttet, gekühlt und dann gestückelt, — es haben 
sich noch Heischnamen wie Kirlabrein, Stücklabrein erhalten — woraus die einzelnen 
Stücklein in Schmalz gebacken wurden. Dieser „Schmalzbrein" galt unseren 
Vorfahren als Hochgenuß und ein Sprichwort sagte: „Kein Kirta ohne Brein" 
und „Kirchtagbrein" mußte in manchen Orten auch an Amtspersonen als Küchendienst 
gereicht werden. Der Anbau der Hirse oder des Brein hat im oberen Mühlviertel 
fast ganz aufgehört und ebenso der einer anderen Getreidegattung, nämlich des 
Haiden. Der eigentliche Name dieses Getreides ist Heidenkorn, da es die 
Kreuzfahrer in heidnischen Ländern kennen gelernt und von da nach Europa 
gebracht haben. Sein Polnischer Name besagt zu deutsch „Tartarengetreide", sein 
böhmischer „Ungläubigenkorn" und sein französischer „Sarazenenkorn". Dieses 
Getreide begnügt sich auch mit jedem schlechten Boden; es wurde denn auch von 
unseren Vorfahren fast nur auf minderwertigem Boden angebaut und hat deswegen 
auch bald den Namen Heidenkorn mit Haidekorn vertauscht, nämlich das Korn der 
Haide (— unsruchtbares Land). Aus Haidekorn entstand dann die gewöhnliche 
Bezeichnung Haiden, wofür man auch mancherorts „Haim" hört. In manchen 
deutschen Gebieten wird übrigens das Haidekorn „Buchweizen" genannt, weil ja 
feine dreieckigen, braunen Körner ähnlich sind den Kernen der Buchnuß. Im 
Gebirge nennt man unser in Rede stehendes Getreide wieder anders, nämlich 
„Plente". Früher wurde besonders im Mühlviertel viel Haiden angebaut, weswegen 
er sich auch immer in den alten Zehentverzeichnissen findet, in denen er später 
hinsichtlich seines Wertes dem Hafer gleichgestellt erscheint. In letzterer Zeit hörte 
aber der Haidenbau fast ganz auf, da dank der vorgenommenen Bodenverbesserung 
fast überall einträglicheres Getreide gedieh. Der jetzige lange Krieg aber mit seiner 
so großen Körner- und Futternot hat den Haiden wieder in manchen Orten 
eingeführt. Es gibt Frühhaiden, der anfangs Mai gebaut wird, und Spät- oder 
Stoppelhaiden, der auf die Stoppeln des Wintergetreides kommt; dieser fällt 
allerdings öfter den Frühfrösten zum Opfer. Was Stamm, Blätter und Blüten 
anbelangt ist der Haiden die schönste aller Getreidegattungen; sein roter, ästiger 
Stamm ist sehr saftig, weswegen man dieses Getreide häufig nicht in der schattigen 
Scheune drischt, sondern unter hellem Sonnenschein auf dem Feldwege. Manchmal 
wird der Haiden nur als Viehfutter verwendet, und zwar teils als Grünfutter 
vor der Reife, teils aber auch als Körnerfutter. In der Mühle wird der Haiden 
oft nur geschrotet und so gekocht ergibt er dann den „Haidenbrein", im Gegensatz 
zum Hirsebrein (unrichtig "Hirschbrein"). Da der Haiden eine dicke Hülse hat, so 
macht sein Mehlerträgnis nur ungefähr die Hälfte seines Körnermasses aus. Das 
Mehl, ist ziemlich schwarz, aber sehr schmackhaft. Sonderbarerweise hat sich in 
manchen Gegenden die falsche Ansicht gebildet, der Haiden gehe nicht für Hunger; 
„Haidenbrei ist Betrügerei" sagte man da, doch das ist ein großer Irrtum,
	        
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